Emir von Katar beschert Hamas diplomatischen Sieg

Gaza/Ramallah/Tel Aviv (dpa) - Großer diplomatischer Erfolg für die Hamas: Der Emir von Katar hat den Gazastreifen als erstes Staatsoberhaupt seit der Machtergreifung der radikalislamischen Organisation vor fünf Jahren besucht.

Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, der ein traditionelles weißes Männergewand trug, wurde am Dienstag in dem verarmten Palästinensergebiet am Mittelmeer begeistert empfangen.

Der Emir äußerte während seines Besuchs Bedauern über das fortwährende Leid des palästinensischen Volkes. Die „Standhaftigkeit des palästinensischen Volkes gegen die israelische Aggression“ während des Gaza-Kriegs im Jahre 2009 habe als Vorbild für den arabischen Frühling gedient, sagte der Emir, nachdem ihm die Universität Gaza die Ehrendoktorwürde verlieh. Er äußerte die Hoffnung auf eine rasche innerpalästinensische Versöhnung: „Warum setzen die Palästinenser sich nicht heute zusammen, beenden ihre Spaltung und schließen sich zusammen?“, fragte er.

Hamas-Führer Ismail Hanija begrüßte den Gast aus dem reichen Golfstaat bei seiner Ankunft am Grenzübergang Rafah nach Ägypten; beide schritten feierlich über einen roten Teppich. Der Emir, der mit seiner Ehefrau Scheicha Mosa und einer Delegation kam, weihte bei seinem mehrstündigen Aufenthalt katarische Hilfsprojekte ein.

Der Besuch des Emirs sei ein „historisches Ereignis“ und andere arabische Staatschefs sollten seinem Beispiel folgen, sagte Hanija. „Mit diesem Besuch erklären wir die politische und wirtschaftliche Blockade des Gazastreifens für gebrochen und besiegt.“ Der Emir habe sich verpflichtet, 400 Millionen Dollar in den Wiederaufbau des Palästinensergebiets am Mittelmeer zu investieren. In Chan Junis im südlichen Gazastreifen legte der Gast den Grundstein für eine Wohnanlage, die nach ihm benannt werden soll.

Der Besuch des einflussreichen arabischen Führers wurde als klare Errungenschaft der Hamas gewertet. Sie gilt im Westen als Terrororganisation und ihre Herrschaft im Gazastreifen wird international nicht anerkannt.

Bei den gemäßigten Kräften um Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland stieß die Visite auf deutliche Kritik. Eine Vertiefung der Spaltung zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland sei „sehr gefährlich“, warnte PLO-Sekretär Jasser Abed Rabbo. Die Hamas hatte die Fatah von Abbas im Juni 2007 in einem Bruderkrieg im Gazastreifen entmachtet. Versöhnungsbemühungen kamen über Absichtsbekundungen nicht hinaus.

Israel kritisierte den Besuch scharf. Es sei merkwürdig, dass der Emir sich auf die Seite der Hamas schlage, die für Gewalt stehe, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem. „Sein Geld wird nicht Palästinensern und Israelis dabei helfen, in Frieden zu leben, sondern in den Taschen der korrupten Hamas-Leute enden“, sagte Sprecher Jigal Palmor.

Im Gazastreifen war es zuletzt erneut zu einer Eskalation der Gewalt gekommen. Israel reagierte auf Raketenangriffe militanter Palästinenser mit tödlichen Luftschlägen. Kurz vor der Ankunft des Emirs wurde am Dienstag ein israelischer Soldaten bei einem Anschlag am Grenzzaun schwer verletzt. Während seines Besuchs hielt Israel sich jedoch mit einer Reaktion zurück. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, man werde Terror kompromisslos bekämpfen. „Wir werden kämpfen und sie sehr, sehr hart schlagen“, sagte er während eines Treffens mit dem bulgarischen Staatspräsidenten Rossen Plewneliew in Jerusalem.

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