EU will Job-Garantie für Junge

In vielen Ländern Europas hat annähernd jeder vierte Mensch unter 25 keinen Arbeitsplatz. Ihnen soll eine Stelle angeboten werden.

Brüssel. Eigentlich sollten junge Menschen voller Zuversicht in ihre berufliche Zukunft starten. Doch infolge der Schuldenkrise verdüstern sich ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in der Hälfte der 27 EU-Staaten mittlerweile auf mehr als 25 Prozent gestiegen. Dagegen will die EU-Kommission nun angehen. Die Staaten sollen jungen Menschen unter 25 Jahren unter anderem eine Art Ausbildungs- und Beschäftigungs-Garantie geben.

Alle jungen Menschen sollten eine staatliche Garantie erhalten, dass sie eine Arbeit, eine Weiterbildung, eine Lehre oder ein Praktikum angeboten bekämen. Und zwar binnen vier Monaten, nachdem jemand seine Ausbildung abgeschlossen oder seinen Job verloren habe. Die EU-Experten werden am Dienstag noch weitere Vorschläge machen. Aus ihrer Sicht müssen sich die Staaten außerdem darum bemühen, ein Netz zu spannen, damit junge Menschen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Dafür könnten die Behörden auch EU-Gelder, zum Beispiel aus dem Europäischen Sozialfonds, nutzen.

Die Staaten und das EU-Parlament haben die Brüsseler Zentrale um Vorschläge gebeten, wie mehr junge Menschen Arbeit finden können. Unter-25-Jährige leiden besonders unter den Folgen der Krise und Wirtschaftsflaute. Zahlen zeigen, wie ernst die Lage in Europa geworden ist.

Etwa 5,5 Millionen junge Menschen suchen nach EU-Angaben vergeblich eine Arbeit — mehr als jeder fünfte dieser Altersgruppe. Und 7,5 Millionen Bürger zwischen 15 und 24 Jahren gingen weder zur Schule noch hätten sie eine Arbeit oder eine Ausbildungsstelle. Das ist nicht nur bitter für die Betroffenen, sondern auch teuer für die Gesellschaft, erklärt die EU-Kommission. Experten schätzen, dass sich die wirtschaftlichen Kosten dieser Ausgrenzung in Europa auf jährlich 150 Milliarden Euro beliefen.

Das entspreche 1,2 Prozent der Jahres-Wirtschaftsleistung der EU. „Manche Staaten, zum Beispiel Bulgarien, Zypern, Ungarn, Irland, Italien, Lettland und Polen, zahlen dafür mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts“, erklärt die EU-Kommission. „Werden diese wirtschaftlichen Kosten jetzt und in Zukunft vermieden, gleicht das die Kosten für die vorgeschlagene ‘Jugend-Garantie’ mehr als aus.“

Hierzulande beträgt die Jugendarbeitslosigkeit 8,1 Prozent. Im europäischen Durchschnitt liegt diese Quote bei fast 24 Prozent. Besonders schlimm ist die Lage in Spanien und Griechenland. Dort wuchs die Jugendarbeitslosigkeit zuletzt auf mehr als 55 Prozent. In Italien, Portugal, Irland, Bulgarien, Zypern, Lettland, Ungarn und der Slowakei liegt diese Quote bei 30 Prozent.

Zudem steigt die Zahl der jungen Langzeit-Arbeitslosen. Mehr als 30 Prozent der Arbeitslosen sucht seit mehr als zwölf Monaten eine Stelle — in Summe sind das 1,6 Millionen Menschen. 2008 waren 0,9 Millionen junge Jobsuchende langzeitarbeitslos.

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