Flüchtlinge sorgen für volle Kirchen

In Berlin steigt die Zahl der konvertierten Muslime.

Flüchtlinge sorgen für volle Kirchen
Foto: dpa

Berlin. Bei Pfarrer Gottfried Martens ist es jeden Sonntag fast wie Weihnachten. In der Dreieinigkeitskirche im Berliner Stadtteil Steglitz sind die Bankreihen dicht besetzt. Doch nicht nur von der Zahl der Besucher her unterscheidet sich der Bau von anderen evangelischen Kirchen Berlins, sondern auch von der Herkunft der Gläubigen. Der Epistel und dem Evangelium lauschen sie in zwei Sprachen: Deutsch und Farsi.

Der Großteil von ihnen stammt aus dem Iran, andere aus Afghanistan. Sie haben sich vom Islam abgewandt und sich taufen lassen. In ihren Heimatländern steht darauf Gefängnis oder gar Todesstrafe.

Während sie meist in Heimen in Berlin leben, haben sie in Steglitz eine Art geistige Heimat gefunden. Die Zahl der Konvertiten aus dem Morgenland ist dort in den vergangenen Jahren so schnell gewachsen, dass sich die Dreieinigkeitskirche als Gemeinde eigenständig gemacht hat. Dass sie eine Flüchtlingsgemeinde wurde, kam eher zufällig. 2008, so erzählt Martens, zogen zwei getaufte iranische Flüchtlinge aus Leipzig nach Berlin. Nach einer Weile kamen einige dazu, durch Mund-zu-Mund-Propaganda wurden es immer mehr. „Dann setzte allmählich das Schneeballprinzip ein“, sagt Martens. Jetzt zählt die Gemeinde 500 Flüchtlinge, drei Viertel aus dem Iran und ein Viertel aus Afghanistan. Einhellig klingen die Antworten, wenn man die Neuchristen nach den Gründen ihrer Konversion fragt: Der Islam, so sagen sie, stehe für Gewalt und Zwang, das Christentum für Freude, Versöhnung und Erlösung.

Wie viele frühere Muslime wegen Abwendung vom Islam in Deutschland Asyl beantragt haben, lässt sich nicht sagen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge führt keine Statistik über die Asylgründe. Für den großen Bereich der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg schätzt der Landespfarrer für interreligiösen Dialog, Andreas Goetze, die Zahl der Konvertiten im zweistelligen Bereich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort