Geiseldrama in Algerien hält die Welt in Atem

Immer noch haben Islamisten Ausländer in ihrer Gewalt. Die Situation auf dem Gasfeld ist völlig unübersichtlich.

Algier. Das Geiseldrama in der algerischen Wüste hat sich am Samstag zugespitzt: Ein massiver Militärangriff auf die von islamistischen Terroristen überfallene Gas-Förderanlage endete mit vielen toten Geiseln und auch Kidnappern. Doch noch immer hält ein Islamistenkommando auf dem Gelände Dutzende ausländische Geiseln gefangen, darunter auch Amerikaner und Briten, meldete die algerische Nachrichtenagentur APS.

Offenbar hatten die Geiselnehmer, die unter dem Kommando des berüchtigten algerischen Terrorchefs Mokhtar Belmokhtar stehen, weit mehr Menschen in ihrer Gewalt, als zunächst bekannt. Aus den bruchstückhaften algerischen Angaben ergibt sich, dass es anfangs mehrere hundert Geiseln waren. 650 seien inzwischen frei, meldete APS, davon seien mehr als 550 algerischer Staatsangehörigkeit. Die meisten Algerier waren von den Islamisten gleich am ersten Tag der Geiselnahme, die am Mittwochmorgen begonnen hatte, freigelassen worden.

Den offiziellen Angaben der betroffenen Staaten zufolge wurden am Freitag noch Dutzende ausländische Arbeiter vermisst. Es wird befürchtet, dass sie sich entweder noch in der Hand der Terroristen befinden oder bei den bisherigen Kämpfen getötet wurden.

Die meisten Opfer dürften Briten sein — ihre Zahl wurde von London vorsichtig mit „kleiner als 30“ angegeben. Dazu kommen 14 Japaner und zwölf Norweger sowie einige US-Amerikaner, deren genaue Zahl von Washington nicht mitgeteilt wurde. Paris schießt nicht aus, dass auch zwei Franzosen betroffen sind.

Insgesamt seien von ursprünglich 132 ausländischen Geiseln „mehr als die Hälfte“ inzwischen frei. Etwa 60 würden noch vermisst. Wie viele Tote es bisher genau gibt, und wie viele Geiseln noch festgehalten werden oder sich versteckt halten, blieb unklar. Die Lage war auch drei Tage nach dem Terrorangriff noch wirr, da die algerische Regierung nur bruchstückhaft informierte und das riesige Gelände weiträumig abgesperrt war.

Am Donnerstag hatte die algerische Armee vermutlich mit Hubschraubern angegriffen, als die Al-Kaida-Extremisten offenbar mit einem Teil der ausländischen Geiseln in Geländewagen fliehen wollten. Ein irischer Arbeiter, der den Angriff überlebte, berichtete später: „Die Armee bombardierte vier von fünf Wagen. Alle vier wurden zerstört.“ Wahrscheinlich seien alle Insassen, Kidnapper und Geiseln, getötet worden. Er selbst habe im fünften Fahrzeug gesessen, aus dem er mit Glück entkommen konnte.

Nach algerischen Angaben wurden bei dem Armeeangriff am Donnerstag, dem stundenlange Kämpfe am Boden folgten, mindestens 30 Geiseln und elf Terroristen getötet. Unter den toten Geiseln seien auch zwei Briten, zwei Japaner und ein Franzose.

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