Hoffnung auf Feuerpause in Syrien

Istanbul/Kairo (dpa) - Am wichtigsten islamischen Feiertag könnten in Syrien die Waffen ruhen. Das Regime von Baschar al-Assad habe seine Zustimmung zu einer viertägigen Feuerpause zum am Freitag beginnenden Opferfest gegeben, sagte der UN-Syrienvermittler Lakhdar Brahimi am Mittwoch in Kairo.

Die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Gruppe Al-Nusra-Front kündigte jedoch an, dass es zwischen ihr und der Assad-Regierung keine Waffenruhe geben werde. Die Gruppe hatte sich bereits mehrmals zu Bombenanschlägen bekannt.

Auch von offizieller syrischer Seite wurden die Erwartungen kurz nach Brahimis Ankündigung gedämpft. Man werde erst am Donnerstag eine Entscheidung treffen, hieß es in Damaskus. Derzeit werde eine Waffenruhe von der Armeeführung geprüft.

Brahimi zeigte sich in der ägyptischen Hauptstadt optimistisch. Wenn diese Initiative Erfolg habe, könne daraus der Beginn eines politischen Prozesses zur Lösung des seit 19 Monaten andauernden Konflikts werden, sagte der algerische Diplomat.

Syrische Oppositionelle zweifeln indes am Willen der syrischen Regierung, eine Waffenruhe umzusetzen. „Syriens Regime ist nicht ehrlich“, sagte der Sprecher des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC), George Sabra, der Nachrichtenagentur dpa. Kaum habe Brahimi seine Erklärung abgegeben, habe es aus Damaskus geheißen, die Entscheidung sei noch nicht gefallen.

SNC-Mitglied Halit Hoca sagte der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, viele syrische Städte würden belagert und von kaum kontrollierten Regierungsmilizen angegriffen. Ohne internationale Überwachung sei eine Waffenruhe nicht einzuhalten. Bereits im vergangenen Jahr hätten Truppen des Regimes auch während des Opferfestes weiter gekämpft.

Brahimi wollte noch am Mittwoch den UN-Sicherheitsrat aus der Ferne über seine Bemühungen informieren, eine vorübergehende Waffenruhe zu sichern, wie ein UN-Diplomat sagte. Der Algerier hatte darüber am Sonntag mit Assad in Damaskus beraten. Das Opferfest Eid al-Adha beginnt in Syrien am Freitag. Im Frühjahr war eine von Brahimis Vorgänger Kofi Annan vereinbarte Waffenruhe bereits nach wenigen Tagen gebrochen worden.

Landesweit dauerten die Gefechte an. Nach Angaben von Aktivisten kamen mehr als 150 Menschen ums Leben. In der Stadt Duma im Umland von Damaskus soll es ein Massaker gegeben haben. Mindestens 20 Menschen wurden laut Opposition getötet, unter ihnen Frauen und Kinder. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana machte „Terroristen“ dafür verantwortlich. Im Großraum Damaskus explodierte nach Angaben des Staatsfernsehens zudem eine Autobombe an einer Kontrollstelle des Militärs. Sechs Menschen seien getötet worden. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

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