Initiative: Turbo-Abi ist gescheitert
Bündnis aus Lehrern, Eltern und Psychologen beklagt Stress für Schüler. Ruf nach Rückkehr zu neun Schuljahren.
Düsseldorf. Der letzte G9-Jahrgang hat Nordrhein-Westfalens Gymnasien im Frühjahr verlassen, nun gibt es nur noch das Abitur nach acht Jahren. Für viele Eltern und Lehrer ist das aber längst noch kein Grund, das Thema nun auf sich beruhen zu lassen. Das zeigt eine neue Initiative, die sich am Mittwoch in Düsseldorf vorstellte.
Der Zusammenschluss aus Eltern, Pädagogen, Medizinern und Psychologen fordert die Rückkehr zum Abitur in neun Jahren. Seit der G8-Einführung 2005 steige die Zahl der Abbrecher an Gymnasien, die Bildungsqualität sei gesunken, der Stress für die Schüler — bis hin zu Gesundheitsbelastungen wie Kopfschmerzen und Schlafstörungen — habe zugenommen, kritisierte das Bündnis „G-ib-8“.
Studien zwischen 2010 bis 2013 — etwa von Allensbach, Emnid oder Kinderschutzbund — hätten ergeben, dass 78 bis 80 Prozent der Eltern zurück zu G9 wollten, sagte Psychologin Anja Nostadt, Sprecherin der Initiative.
Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) reagierte mit Unverständnis auf die Forderung. Sie sagte: „In unseren regelmäßigen Gesprächen betonen alle Beteiligten, dass die Gymnasien den eingeschlagenen Weg fortführen möchten.“ Löhrmann verwies zudem darauf, dass es an den Gesamtschulen weiterhin die Möglichkeit gibt, das Abitur in neun Jahren zu machen.
Auch Peter Silbernagel, Vorsitzender des Philologen-Verbands NRW, hält eine Rückkehr zu G9 für „nicht sinnvoll oder zielführend“. Er halte viel davon, die Inhaltsdichte zu überdenken, und sich an den Gymnasien auf den Ganztag einzulassen, eine Rückkehr zu G9 sei aber unrealistisch, schon wegen der dafür nötigen zusätzlichen Lehrerstellen.
Dessen scheint sich auch die Initiative bewusst zu sein. Unterschriftenaktionen oder ähnliche Proteste seien derzeit nicht geplant, so Nostadt. Man wolle vielmehr mit dem Schulministerium im Gespräch bleiben und an dessen Einsicht appellieren.
