Afghanistan-Einsatz doch länger?

Merkel gibt sich offen für deutschen Einsatz über 2016 hinaus.

Ein Kommentar von Werner Kolhoff.

Ein Kommentar von Werner Kolhoff.

Berlin. Die geplante Trainingsmission für afghanische Sicherheitskräfte nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen zum Jahresende könnte länger dauern als bisher geplant. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe in einer vertraulichen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag gesagt, sie wolle diesbezüglich „noch einmal mit den USA reden“, berichtete der „Spiegel“ gestern. Aus Regierungskreisen hieß es dazu, eine „gewisse zeitliche Flexibilität“ sei sinnvoll.

Der Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan soll Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Ab dem kommenden Jahr soll eine Trainings- und Unterstützungsmission folgen, an der sich Deutschland mit bis zu 800 Soldaten beteiligen soll. Diese Mission soll bis zum Jahr 2016 dauern. Nach bisherigem Planungsstand soll es dann ab Anfang 2017 keine ausländischen Soldaten mehr in Afghanistan geben.

Merkel sagte dem „Spiegel“ zufolge, sie wolle mit der US-Regierung darüber sprechen, ob die Trainingsmission möglicherweise verlängert werden solle. Der Zustand der afghanischen Armee und Polizei bereitete ihr Sorgen. Aus Regierungskreisen in Berlin hieß es, Deutschland habe „großes Interesse an der langfristigen politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung Afghanistans“. In dem Land sei vieles erreicht worden, einiges sei aber auch noch „unerledigt“.

Derzeit sei nicht abzusehen, wie lange der Stabilisierungsprozess in Afghanistan dauern werde und wie lange dabei noch internationale Unterstützung nötig sei. „Wir sollten uns deshalb eine gewisse zeitliche Flexibilität erhalten“, hieß es gestern in Berlin weiter.

Die Linksfraktion im Bundestag reagierte kritisch. „Die Bundeswehr muss raus aus Afghanistan, komplett und so schnell wie möglich“, erklärte ihr außenpolitischer Sprecher Jan van Aken in Berlin. „Einen gescheiterten Krieg gewinnt man auch nicht in der Verlängerung“, ergänzte er.

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