Annette Schavan: „Ich schäme mich“

Kritik an Verteidigungsminister zu Guttenberg kommt zunehmend auch aus den eigenen Reihen.

Berlin. Mit einem offenen Brief haben tausende Doktoranden dagegen protestiert, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) trotz der Plagiatsaffäre weiter an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) festhält. Das an Merkel gerichtete Schreiben mit mehr als 20 000 Unterschriften wurde am Montag übergeben. Darin heißt es, die Unterzeichner verfolgten „mit großer Erschütterung und noch größerem Unverständnis“ die Debatte um Guttenberg. „Wir haben den Eindruck, dass Sie mit aller Macht versuchen, einen Minister zu halten, der trotz massiver Gegenbeweise immer noch die Behauptung aufrecht erhält, er habe in seiner Doktorarbeit nicht bewusst getäuscht.“

Guttenberg war sein Doktortitel aberkannt worden, weil er in seiner Dissertation fremde Texte zitiert hat, ohne dies kenntlich zu machen. Er bestreitet, vorsätzlich gehandelt zu haben und erhält weiterhin die Unterstützung der Kanzlerin — „daran hat sich nichts geändert“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.

Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte, sie verstehe die Verärgerung der Wissenschaftler. „Als jemand, der selbst promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.“

Die CSU-Spitze stellte sich erneut hinter Guttenberg. „Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass die Partei geschlossen zu ihrem Minister steht“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer. Als „unangemessen“ bezeichnete er die mehrfach geäußerte Kritik von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Laut der „Mitteldeutschen Zeitung“ soll Lammert vor SPD-Abgeordneten gesagt haben, die Affäre sei „ein Sargnagel für das Vertrauen in unsere Demokratie“.

Der „Tagesspiegel“ berichtet indes, Guttenberg habe nur mit einer Ausnahmegenehmigung überhaupt promovieren dürfen. Sein Prädikatsexamen sei nur ein sogenanntes „kleines Prädikat“ mit der Note befriedigend im „unteren Bereich“ gewesen. Mit einer solchen Examensnote seien juristische Promotionen nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Erteilt wurde die Genehmigung von einem CSU-nahen Professor der Universität.

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