Assads Generäle machen rüber

Istanbul/Damaskus (dpa) - Zwei Tage vor der Ankunft der deutschen „Patriot“-Raketen hat der türkische Ministerpräsident Erdogan das syrische Regime vor Angriffen auf sein Land gewarnt. Ankara bemühe sich um Frieden in der Region, sei aber für einen Krieg gewappnet, zitierten türkische Medien Erdogan.

„Jederzeit sind wir mit allen unseren Möglichkeiten zum Krieg bereit“, warnte Erdogan demnach am späten Donnerstagabend bei einer Konferenz türkischer Botschafter in Ankara. Aus Syrien waren in den vergangenen Monaten wiederholt Granaten in der Türkei eingeschlagen. Die türkische Armee reagierte mit Artilleriefeuer.

Die Bundeswehr hat ihre logistischen Vorbereitungen für den „Patriot“-Einsatz in der Türkei weitgehend abgeschlossen. An diesem Sonntag verlegen die Raketenabwehrstaffeln aus den mecklenburgischen Standorten Sanitz und Bad Sülze das Gros ihrer Technik nach Lübeck-Travemünde, wie ein Sprecher des Flugabwehrraketen-Geschwaders 2 der Nachrichtenagentur dpa sagte. Dort sollten die Raketen am Dienstag auf Schiffe verladen werden. Die rund 170 Soldaten des Geschwaders würden etwas später in die Türkei fliegen. Die Einheit soll Anfang Februar im Südosten der Türkei einsatzbereit sein.

Die Nato-Staaten Deutschland, Niederlande und USA verlegen zum Schutz gegen mögliche Angriffe aus Syrien „Patriot“-Raketen in drei türkische Provinzen. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) lehnt ein Eingreifen der Nato auf syrischem Staatsgebiet aber weiterhin ab. „Ich wende mich strikt gegen Spekulationen über eine militärische Intervention der Nato“, sagte Westerwelle der „Welt“ (Freitag).

Unterdessen geht der Aderlass der syrischen Armee weiter. Mehrere ranghohe Offiziere flüchteten am Freitag über die Grenze in die türkische Provinz Hatay. Unter den 68 Menschen seien zwei Generäle und 13 Oberste, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Sie seien in das Lager für Deserteure nahe dem Dorf Apaydin gebracht worden.

Inzwischen sollen mehr als 50 syrische Generäle in die Türkei geflüchtet sein. Einige Generäle hatten sich nach Jordanien abgesetzt. Außenminister Westerwelle sieht den Erosionsprozess des Regimes von Präsident Baschar al-Assad auch ohne eine ausländische Intervention „mit zunehmender Geschwindigkeit“ voranschreiten. „Das macht uns und vor allem den Menschen vor Ort Hoffnung, dass die Zeit Assads bald vorbei ist und unter Führung der nationalen Koalition ein Neuanfang möglich wird“, sagte Westerwelle der „Welt“.

Die Vororte der syrischen Hauptstadt Damaskus werden derweil immer mehr zur Todeszone. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, am Donnerstag seien in Syrien mehr als 210 Menschen getötet worden, davon alleine 60 im Großraum Damaskus. In der Nacht starben nach Angaben von Aktivisten zehn Menschen, als eine Autobombe neben einer Tankstelle im Bezirk Masakin Birse detonierte.

Am Freitag zählten die Regimegegner landesweit 66 Tote. In der Provinz Idlib sollen Rebellen und Armee über einen Vermittler über die Herausgabe von Kämpfern und Soldaten verhandelt haben, die bei den Gefechten der vergangenen Tagen gefallen waren.

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