Bewegender Abschied von Peter Struck

Geradlinig, verlässlich, ein Parlamentarier durch und durch, Freund der Soldaten: Mit teils sehr persönlichen Würdigungen haben sich Bundeswehr, Parteifreunde und Familie von Peter Struck verabschiedet.

Uelzen (dpa) - Abschied von einem großen Sozialdemokraten und Freund der Soldaten: Familie, Freunde und die Spitzen von Bundeswehr und SPD haben dem früheren Verteidigungsminister Peter Struck die letzte Ehre erwiesen. „Peter Struck hat sich um unser Vaterland verdient gemacht“, sagte Amtsnachfolger Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag bei einer bewegenden Trauerfeier in Strucks Heimatstadt Uelzen (Niedersachsen). SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier würdigte Struck in der St. Marien-Kirche als äußerst verlässlichen Parlamentarier. „Peter Struck war ein Glücksfall für die parlamentarische Demokratie in Deutschland“, sagte Steinmeier.

Der am 19. Dezember im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt gestorbene Struck war von 1998 bis 2002 Fraktionsvorsitzender der SPD. Von 2002 bis 2005 war er Verteidigungsminister und von 2005 bis 2009 noch einmal vier Jahre in der großen Koalition Fraktionschef. Der 1964 in die SPD eingetretene „Mann mit der Pfeife“ saß von 1980 an 29 Jahre im Bundestag. Nach seinem Ausscheiden war Struck bis zu seinem plötzlichen Tod Vorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung.

Das Wachbataillon der Bundeswehr und das Heeresmusikkorps gaben Struck ein großes militärisches Ehrengeleit. Vor der Kirche wurde nach dem Heraustragen des Sarges auf der Trompete zum Abschied „Ich hatt' einen Kameraden“ gespielt. Zu den Trauergästen gehörten auch die SPD-Altkanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder, SPD-Chef Sigmar Gabriel, Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, Unions-Fraktionschef Volker Kauder, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).

De Maizière betonte, Struck habe sich nie nach dem Amt des Verteidigungsministers gesehnt, aber es dann mit großem Einsatz ausgeübt und sich der schweren Aufgabe des Afghanistan-Einsatzes mit den ersten gefallenen deutschen Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg gestellt. Er habe mit seinen verteidigungspolitischen Leitlinien 2003 Maßstäbe gesetzt. Unvergessen bleibe sein Satz: „Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt.“ Mit dieser zugespitzten Formulierung sei es ihm gelungen, die manchmal zähe sicherheitspolitische Debatte zu beleben, sagte de Maizière.

Struck habe stets zu seiner Verantwortung für den Einsatz gestanden, der zu einem Kampfeinsatz geführt habe. „Diesen steinigen Weg ging Peter Struck gemeinsam mit der Bundeswehr. Er führte sie, auch und vor allem in den schwersten Stunden“, sagte de Maizière. „Er war ein Typ: knorrig, rau, herzlich, direkt, humorvoll - auch scharf“. Struck habe sich nicht geschont und dafür einen hohen Preis gezahlt, sagt de Maizière mit Blick auf einen früheren Schlaganfall.

SPD-Fraktionschef Steinmeier würdigte Strucks große Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Er sei ein Mensch voller Pflichtbewusstsein gewesen, der Verantwortung überaus ernst genommen habe. „Politische Schauspielerei war seine Sache nicht. Der politische Laufsteg, das war nicht Peters Welt. Sein politisches Zuhause war das Parlament“, sagte Steinmeier.

Unvergessen sei das „Strucksche Gesetz“, wonach kein Gesetz den Bundestag so verlasse, wie es von der Regierung eingebracht werde. Ihm sei daran gelegen gewesen, einen Hochmut der Exekutive im Zaum zu halten. „Er war gewieft, aber er hat nicht getrickst“, sagte Steinmeier, der auch die Verdienste Strucks als Verteidigungsminister würdigte. Struck sei es nie um Triumph oder Demütigung gegangen. „Im Gegenteil: Es ging um Lösungen, die über den Tag hinaus tragen.“ Er sei ein großartiger Mensch gewesen: „Peter, wir werden Dich vermissen.“

Der frühere Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan würdigte Struck als Mann, dem es nie um Pathos gegangen sei, sondern dessen Wirken vor allem von Ethos getragen gewesen sei. Er sei stets loyal gewesen, aus Gesprächen sei nie etwas nach draußen gedrungen, ihm sei es nie um oberflächliches Buhlen um Beliebtheit gegangen.

Schneiderhan, der im Zuge der Kundus-Affäre von Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) entlassen worden war, berichtete, wie er sich in dieser Zeit mit Struck besprochen habe. Dieser habe gesagt: „Ich kann Ihnen da nicht helfen. Aber ich bin der Peter“. Das Auftreten als Raubein sei eine Schutzmauer bei Struck gewesen. „Dieses Raubein (...) war ganz nah am Wasser gebaut“, sagte Schneiderhan. Der Tod von Soldaten sei ihm sehr nahe gegangen.

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