„Die Partei“ - Politikparodistische Spaßguerilla vor Europas Toren

Berlin (dpa) - Einführung der Faulenquote, eine Million Euro Existenzminimum (pro Person) und ein Wahlalter zwischen 12 und 52: Das sind nur einige Punkte aus dem Programm, mit dem „Die Partei“ zur Europawahl angetreten ist.

„Die Partei“ - Politikparodistische Spaßguerilla vor Europas Toren
Foto: dpa

Am Abend schrammte sie in den Hochrechnungen noch haarscharf an den 0,6% der abgegebenen Stimmen vorbei, die wohl für ein Mandat im Parlament reichen würden.

„Partei“-Frontmann Martin Sonneborn twitterte dennoch unter Verweis auf seine Initialen: „Die Partei erzielt 0,5% (ZDF)? Wir sind Wahlsieger! Europa ist reif für ein MS-Regime... Smiley!“ Dem Audiodienst der dpa hatte Sonneborn vor der Wahl gesagt: „Wir ziehen mit Sex und Hitler in diesen Wahlkampf.“

Die Gruppierung um Mastermind Sonneborn wurde 2004 von Redakteuren des Satiremagazins „Titanic“ gegründet. Ihr Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben dieser Begriffe zusammen: Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative. Im Jahr nach ihrer Gründung begann „Die Partei“ an Wahlen auf praktisch allen Ebenen teilzunehmen. Nicht unberüchtigt sind ihre Wahl-Spots: 2013 war es ein verpixelter TV-Softporno, zur Europawahl 2014 verweigerten WDR und SWR die Ausstrahlung eines Radio-Spots.

Das Wahlprogramm für die Europawahl unterschied sich nur geringfügig von dem der Bundestagswahl 2013 (zentraler Punkt: Wiederaufbau der Berliner Mauer). Die Gruppierung betreibt im Wesentlichen politische Parodie sowie die Simulation echter Politik und ihrer Wahlkämpfe. Viele finden das launig, gelungen und sehr lustig, andere unsinnig und schlicht stumpf.

Die ernsthafteren Analysen bescheinigen der „Partei“ eine gelungene Systemkritik: Es gelinge ihr, die Austauschbarkeit politischer Positionen und einen oft inhaltsleeren, in Phrasen erstarrten politischen Prozess durch gelungene Null-Aussagen zu karikieren und vorzuführen: „Nein zum EU-Norm-Penis“, „Schwarzfahren muss bezahlbar bleiben“ - auch das waren Forderungen aus dem Wahlkampf.

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