Drei Millionen deutsche Kinder machen keinen Urlaub

Berlin (dpa) - Drei Millionen Kinder in Deutschland können nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes wegen der Armut ihrer Familien nicht in den Urlaub fahren.

In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl dieser Kinder nach Statistiken um 50 Prozent gewachsen, sagte der Präsident der Organisation, Heinz Hilgers, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag). Er forderte deshalb, das Teilhabepaket für Kinder aus Hartz-IV-Familien um eine sommerliche Einmalzahlung von jeweils 300 Euro pro Kind aufzustocken.

Kinder aus sozial schwachen Familien dürften beim Urlaub nicht „abgehängt“ werden. Familienurlaub schaffe eine gemeinsame Identität. „Davon zehren viele das ganze Jahr über. Fällt dies weg, ist der Zusammenhalt vor allem von wirtschaftlich schwachen Familien gefährdet“, warnte Hilgers. Außerdem gehe es um Regeneration. „Kinder in der Sekundarstufe haben heute selber mehr Unterricht, als der einzelne Lehrer erteilt.“

Der Urlaubszuschuss könne auch gleich an die Träger der einzelnen Familienfreizeiten gezahlt werden, schlug der Präsident des Kinderschutzbundes vor. Er habe bereits Reaktionen auf seinen Vorschlag bekommen, dass man den Eltern das Geld für Urlaubsfahrten nicht in die Hand gegeben dürfe. Das müsse auch gar nicht sein, um gemeinsame Urlaubsfahrten zu gewährleisten.

Der Präsident der Kinderschutzorganisation bezog sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. In seiner 2011 veröffentlichten Studie „Wie leben Kinder in Deutschland?“ habe dieses darauf hingewiesen, dass sich 22 Prozent der in Deutschland lebenden Kinder keine Urlaubsfahrten mit den Eltern leisten könnten, sagte Hilgers der Nachrichtenagentur dpa. Das seien damals knapp drei Millionen Kinder gewesen.

Nun sei die Zahl der Kinder zwar zurückgegangen. Doch nach offiziellen Zahlen lebten 2,5 Millionen Kinder in Hartz-IV-Familien. Dazu kämen die Kinder in Familien, die mit ihrem Einkommen ganz knapp über den Hartz-IV-, Sozialhilfe- oder Asylbewerberleistungssätzen lägen.

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