Ehrlichkeit beim Steuerzahlen so hoch wie nie

Zwei Drittel der Deutschen sagen, sie würden nie Steuern hinterziehen. 14 Prozent haben es dennoch schon einmal getan.

Ehrlichkeit beim Steuerzahlen so hoch wie nie
Foto: Valkieser

Düsseldorf. Eine Mehrheit der Deutschen hält das Steuersystem für ungerecht und die finanzielle Belastung für zu hoch — dennoch ist die Bereitschaft, Steuern ehrlich zu zahlen, so hoch wie nie. Das ergibt sich aus einer Studie, die der Bund der Steuerzahler (BdSt) am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt hat.

Demnach würden 68 Prozent der repräsentativ Befragten auf keinen Fall Steuern hinterziehen. Vor sechs Jahren, als die Studie zu „Steuerkultur und Steuermoral“ letztmals erhoben worden war, lag der Wert bei nur 57 Prozent. Jeder Siebte der Befragten gab zwar an, schon mindestens einmal Steuern hinterzogen zu haben. Das bedeutet im Vergleich zu 2008 aber einen Rückgang von 22 auf 14 Prozent.

Als Ursache für die größere Ehrlichkeit sieht der Steuerzahlerbund die höhere Gefahr, erwischt zu werden. Vor allem der Ankauf von Steuer-CDs habe dazu beigetragen. „Es ist eine Methode, um den Druck zu erhöhen. Generell sehen wir dies aber kritisch, ein Abkommen mit der Schweiz und anderen Ländern wäre besser“, sagte Reiner Holznagel, Präsident BdSt. Auch die hohe Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit zum Beispiel durch den Fall Uli Hoeneß wirke sich stärker auf die Moral aus.

Dass die Steuermoral zugenommen, aber gleichzeitig die Steuermentalität, also die Einstellung zu Steuersystem, -gerechtigkeit und -belastung, abgenommen hat, bezeichnet Heinz Wirz als „handfeste Überraschung. Allerdings ist diese hohe Moral nicht in Stein gemeißelt“, sagte der Vorsitzende des BdSt in Nordrhein-Westfalen.

Daher fordert der Steuerzahlerbund Maßnahmen, um das System fairer zu machen, zum Beispiel durch den Abbau der Kalten Progression. „Wir werden noch in diesem Sommer einen Gesetzesvorschlag vorlegen“, kündigte Holznagel an. Außerdem setzt sich der BdSt weiter für die Abschaffung des Solidaritätszuschlags und mehr Transparenz bei der Verwendung der Gelder ein. „95 Prozent, also fast alle, finden, dass die Einnahmen zu verschwenderisch verbraucht werden“, sagte Wirz.

Die Steuern in ihrer Gesamtheit zu senken, fordert laut Studie nur jeder Sechste. 85 Prozent halten ihre persönliche Steuerbelastung aber für zu hoch.

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