Kliniken verlangen Milliarden-Hilfen

Die Chefs der Krankenhäuser schlagen Alarm. Vor allem Häuser im Westen der Republik sind von der Schließung bedroht.

Berlin. Sorgen, Streit, Demonstrationen und schlechte Nachrichten um Krankenhäuser gibt es landauf, landab. Beispiele der vergangenen Wochen: Wegen zu weniger Patienten und eines dicken Minus droht der kleinen hessischen Kreisklinik Helmarshausen das Aus.

Geschockte Mitarbeiter gab es in Willich am Niederrhein — dort ist die Entscheidung schon gefallen, Teile werden in ein rund zehn Kilometer entferntes Krankenhaus verlegt. In Monheim wurde das Krankenhaus bereits geschlossen. In Regensburg mussten Jahr für Jahr Millionensummen zugeschossen werden — nun wird das Evangelische Krankenhaus geschlossen. Deutschlandweit hat sich die Lage der Kliniken stark verschlechtert.

Rund 400 der noch 2017 bestehenden Krankenhäuser rutschten binnen eines Jahres zusätzlich in rote Zahlen. Rechtzeitig vor der angekündigten großen Krankenhausreform von Union und SPD schlägt die Branche auf einem Fachkongress in Düsseldorf Alarm. Die Situation in Ostdeutschland ist dabei oft besser als die im Westen, wo viele Häuser ziemlich alt sind.

Für die Deutsche Krankenhausgesellschaft ist die Sache klar: Die Länder, die für Gebäude und Gerät zuständig sind, müssten rund sechs Milliarden Euro im Jahr investieren — nur 2,7 Milliarden fließen demnach tatsächlich. Die Behandlungspreise, die die Krankenkassen bezahlen müssten, deckten zudem Personal- und Sachkosten überhaupt nicht ab. „Weder das Verhalten der Länder noch das der Bundespolitik kann akzeptiert werden“, so Präsident Alfred Dänzer.

Gibt es wirklich dramatisch zu wenig Geld? Jeder dritte Euro der Krankenkassen fließt derzeit in die Kliniken. Die Ausgaben stiegen von 2006 bis 2012 von 49,9 auf 61,7 Milliarden Euro. „Wir geben seit Jahren jedes Jahr etwa zwei Milliarden Euro mehr aus für die Krankenhäuser als im Vorjahr“, gibt der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn zu bedenken. „Das zeigt, es geht nicht nur um mehr Geld.“

Fast drei eng bedruckte Seiten mit Grundzügen einer Klinikreform schlagen die Fachpolitiker von Union und SPD für einen schwarz-roten Koalitionsvertrag vor. „Eine einzige Enttäuschung“, schimpft Klinik-Lobbyist Dänzer. Denn viel ist hier von Plänen zu lesen, die gegen Misserfolge bei OPs gerichtet sind, von mehr Transparenz für Patienten, von Zweitmeinungen, die nicht nötige Eingriffe eindämmen sollen. Aus Sicht der Kliniken steht zu wenig über Geld in der Skizze.

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