Krankenkassen: Immer weniger, immer größer

Die Schließung der City BKK ist nur die Spitze des Eisbergs. Seit langem gibt es in der Branche eine Konzentrationswelle.

Düsseldorf. Für die rund 168.000 Versicherten der City BKK war es ein Paukenschlag: Das Bundesversicherungsamt (BVA) als Aufsichtsbehörde wird die gesetzliche Krankenkasse zum 1. Juli schließen, weil ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht mehr auf Dauer gewährleistet ist.

Damit ist die Kasse allerdings eine Ausnahme und wird es wohl auch bleiben. Allerdings gibt es seit langem einen Konzentrationsprozess in der Krankenversicherung, der anhalten wird — durch Fusionen.

Dass die Zahl der gesetzlichen Kassen schrumpft, ist dabei von der Politik gewollt, um auf lange Sicht Kosten zu sparen. Immer mehr schließen sich zusammen. Grund: eine gestärkte Verhandlungsposition beispielsweise gegenüber den Pharmaherstellern und sinkende Verwaltungskosten, wie ein Sprecher des Bundesversicherungsamtes erläutert. Zum 1. April gab es noch rund 150 Kassen.

Gefördert wird der Prozess durch die Gesundheitsreform. Jürgen Wasem, Gesundheitsökonom an der Universität Duisburg-Essen, sagt: „Der Wettbewerb ist verschärft worden.“ Denn für die Versicherten seien Kostensteigerungen durch die Erhebung von Zusatzbeiträgen spürbarer geworden als zuvor durch die Beitragserhöhungen einzelner Kassen.

Damit erhöhte sich auch die Wechselbereitschaft. 2009 war ein einheitlicher Beitragssatz eingeführt worden. Kassen, die mit dem Geld nicht auskommen, können einen Zusatzbeitrag erheben.

Wasem geht davon aus, dass die Fusionswelle anhalten wird, weil viele kleine Kassen im Wettbewerb allein nicht gut aufgestellt seien. Und weil Kassen versuchten, Zusatzbeiträge zu vermeiden, um Versicherte zu halten. Das sei auch unproblematisch für die Versicherten, solange die Zahl der Kassen so groß sei, dass sie auch in jeder Region ausreichend Auswahlmöglichkeiten hätten.

Auch Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte bei dem Verbraucherzentrale Bundesverband, warnt, der Konzentrationsprozess dürfe nicht dazu führen, dass der Markt wie im Bereich Energie nur noch von vier großen Unternehmen beherrscht werde. Davon sei Deutschland aber noch weit entfernt.

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