Nur wenige ältere Arbeitslose bekommen einen neuen Job

Die Situation der Generation 55plus hat sich verschlechtert — während die allgemeine Entwicklung deutlich besser wird.

Nur wenige ältere Arbeitslose bekommen einen neuen Job
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Berlin. Wer als älterer Beschäftigter seinen Job verliert, hat besonders schlechte Karten, wieder im Erwerbsleben Fuß zu fassen. Lediglich 19,4 Prozent der über 55-Jährigen, die im vergangenen Jahr aus der Arbeitslosenstatistik fielen, bekamen auch tatsächlich wieder einen neuen Arbeitsplatz. Das geht aus einer Datenübersicht der Bundesagentur für Arbeit hervor, die unserer Zeitung vorliegt.

Die meisten der Betroffenen, nämlich 35 Prozent, sind demnach wegen Arbeitsunfähigkeit aus dem Erwerbsleben ausgeschieden. Nur etwa jeder Zehnte kam in einer Ausbildungs- oder Qualifizierungsmaßnahme unter. Entgegen dem allgemeinen Trend hat in den vergangenen fünf Jahren die Arbeitslosigkeit der Generation 55plus spürbar zugenommen. Wurden 2008 noch rund 427 000 erwerbslose Ältere registriert, so waren es 2013 fast 573 000. Die allgemeine Arbeitslosenquote sank im gleichen Zeitraum von 7,8 auf 6,9 Prozent.

Erschwerend kommt hinzu, dass über 55-Jährige wesentlich länger arbeitslos sind als die jüngeren Semester. Die durchschnittliche Dauer ihrer Arbeitslosigkeit liegt aktuell bei 655 Tagen — also ein Jahr und zehn Monate am Stück. Bei den 15- bis 54-Jährigen sind es im Schnitt 436 Tage. Dabei ist das Ausmaß der Arbeitslosigkeit Älterer in der offiziellen Statistik, über die jeden Monat berichtet wird, nur lückenhaft erfasst.

Nicht mitgezählt werden über 58-Jährige, wenn sie mehr als ein Jahr lang Hartz IV beziehen und ihnen das Jobcenter in dieser Zeit kein Angebot gemacht hat. Im vergangenen Monat fielen darunter immerhin 162 862 Personen. Allein ihre Zahl ist damit im Vergleich zum Juli des Vorjahres um 11,2 Prozent gestiegen. Registriert wird diese Gruppe nur in einer weniger beachteten „Unterbeschäftigungs-Statistik“.

Für die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, ist dieses Verfahren ein „Anreiz zur Nichtförderung älterer Arbeitsloser“. Anstatt „Ideenreichtum“ bei der Bereinigung der Statistik an den Tag zu legen, müsse es um das effektive Bekämpfen von Arbeitslosigkeit gehen, sagte sie unserer Zeitung. „Die anhaltende Sparpolitik der Bundesregierung bei beschäftigungsfördernden Maßnahmen ist aber genau der falsche Weg“, klagte Zimmermann.

Auf Anfrage der Grünen hatte die Bundesregierung kürzlich mitgeteilt, dass der Anteil der Arbeitslosen über 55 Jahre, die durch Umschulungen oder Weiterbildungskurse gefördert wurden, in den vergangenen vier Jahren von 12,6 auf elf Prozent gesunken sei. „Ältere Arbeitslose sind nach wie vor die großen Verlierer am Arbeitsmarkt“, kritisierte Zimmermann.

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