Pflege kostet Betroffene 37 000 Euro aus eigener Tasche

Berlin (dpa) - Pflegebedürftige in Deutschland müssen nach einer neuen Studie im Schnitt mehr als 37 000 Euro aus eigener Tasche für die Pflege zahlen. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Pflegereport 2012 der Krankenkasse Barmer GEK hervor.

Die Pflegeversicherung übernimmt demnach nur weniger als die Hälfte der gesamtem Pflegekosten - im Schnitt gut 33 000 Euro. Die Anfang 2013 beginnenden Zusatzversicherungen zur Pflege mit staatlicher Förderung kritisierten die Autoren als viel zu gering bemessen.

„Pflege ist teuer“, sagte der Vizechef der größten deutschen Kasse, Rolf-Ulrich Schlenker. Von den exakt 37 218 Euro, die Frauen und Männer von Beginn der Pflegebedürftigkeit bis zum Tod im Schnitt für ambulante und stationäre Pflege zahlen müssen, entfallen laut Report gut 31 000 Euro fürs Pflegeheim. Ambulante Leistungen schlügen mit durchschnittlich 6000 Euro zu Buche.

Die Ausgaben schwanken dabei enorm. So reichen die privaten Ausgaben für Heime laut dieser Statistik von 0 Euro bei Pflegebedürftigen, die nur ambulante Leistungen bekommen, bis zu im Extremfall 305 000 Euro für Menschen mit besonders langem und teuren Heimaufenthalt. Die Heimentgelte schwanken ebenfalls deutlich: In Nordrhein-Westfalen liegen die Kosten am höchsten, in Sachsen am niedrigsten.

Auch zwischen Frauen und Männern gibt es große Unterschiede. Denn Frauen leben im Schnitt länger und werden auch länger in Heimen gepflegt. So müssen Frauen bei Gesamtkosten von fast 84 000 Euro im Schnitt 45 000 Euro selbst beisteuern, während Männer von den Gesamtkosten von im Schnitt 42 000 Euro die Hälfte aus eigener Tasche aufbringen müssen, also rund 21 000 Euro.

Wer die Kosten nicht tragen kann und keine zur Zahlung verpflichteten Angehörigen hat, bei dem springt in der Regel die Sozialhilfe ein. Im Schnitt trägt sie gut 3000 Euro für stationäre und 400 Euro für ambulante Pflege.

Angesichts dieser Kosten gingen die Experten mit dem „Pflege-Bahr“ hart ins Gericht, den privaten Pflegezusatzversicherungen mit monatlichem Mindestbeitrag von 10 Euro, für die es eine staatliche Zulage von 5 Euro pro Monat gibt. „Der 'Pflege-Bahr' trägt nicht zur Lösung der Pflegeproblematik bei“, sagte Studienautor Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Rothgang sagte, die Tarifkalkulation werde nicht funktionieren. Nur Einkommensstärkere würden sich zudem für so eine Absicherung entscheiden. Schlenkers Fazit zum „Pflege-Bahr“: „Gut gemeint - aber sozialpolitisch falsch.“

Bahr verteidigte das Instrument. „Immerhin ist es eine deutliche Verbesserung. Denn bisher gibt es überhaupt keine Förderung einer privaten Pflegevorsorge.“ Das zusätzliche staatliche Geld lohne sich auch für Bezieher niedriger Einkommen. Die FDP-Pflegeexpertin Christine Aschenberg-Dugnus sagte, das Instrument lohne sich nicht nur für Jüngere, sondern auch für 50- bis 60-Jährige.

Die Details dieses Angebots sollen in einer Verordnung geregelt werden, die an diesem Mittwoch das Kabinett passieren soll. Laut dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf nimmt die Regierung an, „dass im Jahr 2013 etwa 1,5 Millionen förderfähige Pflege- Zusatzversicherungsverträge abgeschlossen werden“.

Laut Pflegereport ist die Zahl der Pflegebedürftigen 2011 erstmals weniger stark gewachsen. In Ostdeutschland nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen viel stärker zu als im Westen. Derzeit beziehen 2,46 Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung.

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