Schavan in Plagiatsaffäre kämpferisch - Vorwurf abgeschwächt?

Berlin/Düsseldorf (dpa) - Bundesbildungsminister Annette Schavan (CDU) gibt sich kurz vor der Vorentscheidung der Düsseldorfer Universität in der Plagiatsaffäre kämpferisch.

Die Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will auch dann wieder für den Bundestag kandidieren, wenn der Fakultätsrat der Hochschule an diesem Dienstag ein Verfahren zur Aberkennung ihres Doktortitels einleiten sollte. „Ich trete am 25. Januar an. Das bin ich der Wissenschaft schuldig“, sagte die 57-Jährige der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Ihr CDU-Kreisverband Ulm/Alb-Donau will sie in jedem Fall nominieren.

Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ hat die Hochschule den Plagiatsvorwurf abgeschwächt. Den Vorwurf, Schavan habe absichtlich getäuscht, erhebe die zuständige Promotionskommission nicht mehr, schrieb das Blatt am Samstag ohne Angabe von Quellen. Jedoch spreche sich die Kommission weiter dafür aus, ein Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels einzuleiten. Denn Schavan habe in Kauf genommen, mit ihrer Zitierweise gegen gängige Regeln wissenschaftlichen Arbeitens zu verstoßen.

Im Umfeld der Ministerin wird nach Informationen der „FAS“ für den Fall einer Aberkennung des Titels mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung gerechnet. Am Dienstag entscheidet der Rat der Philosophischen Fakultät Düsseldorf darüber, ob das Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels offiziell eröffnet wird. Schavan wird vorgeworfen, in ihrer Doktorarbeit fremde Textpassagen ohne sauberen Nachweis übernommen zu haben. Schavan hatte die Dissertation vor 33 Jahren veröffentlicht.

Ein interner Prüfbericht der Uni Düsseldorf, der im vergangenen Oktober bekanntwurde, hatte Schavan eine „leitende Täuschungsabsicht“ bescheinigt. Schavan empfindet das als besonders ehrenrührig - und hat den Vorwurf zurückgewiesen. Ob die Wissenschaftsministerin im Fall einer Aberkennung des Doktortitels im Amt bleiben will, ist unklar. In Unionskreisen hatte es geheißen, verliere Schavan ihren Doktortitel, werde sie im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schwer zu halten sein. Die Eröffnung eines Verfahrens sei aber noch kein Rücktrittsgrund.

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