Struck — der Knorrige aus dem Norden

Der frühere SPD-Fraktionschef wurde über die Parteigrenzen geschätzt. Er galt als zuverlässiger Partner. Am Mittwoch starb er.

Berlin. Dass die Todesmeldung eines Prominenten Trauer auslöst, ist normal im politischen Berlin. Dass aber alle regelrecht bestürzt reagieren, parteiübergreifend, das ist selten. Und das bei einem, der Parteimensch war durch und durch. Am Mittwoch kam eine solche Meldung. Peter Struck ist im Alter von 69 Jahren gestorben.

Helmut Kohl nannte ihn einmal „mein Lieblingssozi“. Von ihm bleibt zum Beispiel das „Struck’sche Gesetz“. Nichts geht aus dem Bundestag heraus, wie es hereingekommen ist, hat er gesagt. Es ist das Gesetz, das dem kleinen Abgeordneten Macht gibt.

Aber noch mehr dem Fraktionschef der Regierungsfraktion SPD, der Struck in der ersten Amtszeit von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und dann wieder in der großen Koalition war.

Er hat diese Macht genutzt. Für kleine Änderungen, indem er die Fraktionskritiker von der Leine ließ. Aber auch für große Weichenstellungen, die er selbst wollte. Die Föderalismusreform von 2006 bleibt sein wichtigstes Werk. Klarere Abgrenzung zwischen Bund und Ländern, weniger Blockaden und weniger Streit.

„Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt“ ist ein weiteres geflügeltes Wort von Struck — damals Verteidigungsminister — zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.

Die Pfeife hat Struck selten aus dem Mund genommen. Vielleicht wollte er ein neuer Herbert Wehner sein, aber ein freundlicher. Ein Original war er auf jeden Fall.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) und Peter Ramsauer (CSU), seine Partner von der Union, hat er geduzt. Verabredungen mit ihm hielten. Das schätzten die Christdemokraten. Selbst als er, halb witzig gemeint, halb ernst, sagte „Die CDU kann mich mal“, nahmen sie das nicht wirklich übel.

2009 zog er sich nach 19 Jahren aus dem Bundestag zurück und wurde Präsident der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Nach diesem Abschied nahm sich der Niedersachse mehr Zeit für seine drei erwachsenen Kinder und seine sechs Enkel sowie seine wohl größte Leidenschaft: in dicker Lederkluft auf seinem schweren Motorrad durch die Landschaft seiner Heimat zu brettern.

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