Interview mit Lebensmittel-Experte Andreas Hensel

Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung sieht bisher keine Gefahr beim Verzehr von Milch und anderen Produkten.

Berlin. Trotz der Entdeckung Tausender Tonnen Futtermittel mit krebserregendem Schimmelpilzgift will der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, nicht vor dem Verzehr bestimmter Produkte warnen. Noch handele es sich um einen Routinefall, betonte Hensel im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Verbraucher könne erst einmal weiter Milch und andere Produkte konsumieren.

Herr Hensel, wie groß ist die Gesundheitsgefahr durch das Futtermittel für den Verbraucher?

Andreas Hensel: Ich will nichts herunterspielen, aber wir dürfen die Fakten nicht ignorieren. Das, was wir derzeit erleben, ist kein Skandal. Noch nicht einmal ein Krisenfall, sondern ein Routinefall. Die bisher festgestellten Werte sind weit weg von einer lebertoxischen Wirkung für den Menschen.

Dem Verbraucher bleibt also nur übrig, erst einmal abzuwarten?

Hensel: Für eine Empfehlung zu einem Verzehrverzicht ist es zu früh. Davon sind wir als Bundesinstitut für Risikobewertung noch weit entfernt. Wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland jeden Tag Millionen von Tiere füttern mit Futtermitteln, die wir zu Hunderttausenden Tonnen importieren, relativiert sich auch das Ausmaß des Vorfalls. Der Verbraucher kann erst einmal weiter Milch trinken und muss auch nicht auf andere Produkte verzichten.

Sind die Verunreinigungen im Futtermittel früh genug entdeckt worden?

Hensel: Ja. Offensichtlich scheinen die Überwachungen zu funktionieren. Man sieht das auch daran, mit welcher Geschwindigkeit die Behörden reagieren.

Ab wann wird es heikel für den Konsumenten?

Hensel: Schimmelgifte auf Getreide sind normal. Das liegt an Lagerungs- oder klimatischen Bedingungen. Wir wissen, dass gerade die Wachstumsbedingungen von Mais auf dem Balkan schlecht gewesen sind. Dort ist die Pilz-Konzentration noch höher als die jetzt bei uns festgestellten Werte. Ich will auch klar sagen: Höchstgehalte legen grundsätzlich fest, ob die Ware handelbar ist oder nicht. Man hat bisher nur eine einzige geringfügige Überschreitung der Gehalte in der Rohmilch festgestellt. Der Bürger sollte sich zudem klarmachen, dass die Welt voll ist von Mikroorganismen. Es gibt keine keimfreie Nahrung. Entscheidend ist, in welcher Konzentration die Gifte auftreten.

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