Interview mit Manfred Rekowski: „Wir stehen als Kirche vor großen Herausforderungen“

Der neue Präses der rheinischen Kirche, Manfred Rekowski, will wieder mehr Menschen für die frohe Botschaft begeistern.

Herr Rekowski, Sie haben sich in einer Stichwahl gegen eine favorisierte Frau durchgesetzt. Waren Sie selbst überrascht?

Manfred Rekowski: Wenn man sich zur Wahl stellt, muss man auch damit rechnen, dass man Erfolg haben könnte. Aber Sie haben recht: Ich hatte mit Petra Bosse-Huber eine hier sehr bekannte Mitbewerberin, dazu trat noch Ellen Ueberschär an. Beide sind sehr kompetent und qualifiziert. Als dann das Ergebnis feststand, hat es noch ein bisschen gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich zum Präses gewählt worden bin.

Ihr Vorgänger Nikolaus Schneider ist ungemein populär. Ist es für Sie eine Last, ihm nachzufolgen?

Rekowski: Nein, keine Last, aber doch eine große Herausforderung. Präses Schneider ist fromm und politisch — und das hat er immer auch so vertreten. Das nehme ich natürlich auch für mich in Anspruch. Aber in der Tat bin ich aufgrund meiner Aufgaben und Ämter bislang überregional nicht so bekannt wie er. Ich habe viele Jahre in Wuppertal gearbeitet und dort den Strukturwandel, den es ja überall in Nordrhein-Westfalen gibt, hautnah gespürt und begleitet.

Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger?

Rekowski: Ich möchte zunächst nach innen wirken, damit wir uns als Organisation Kirche gut aufstellen. Wir stehen als Kirche vor großen Herausforderungen. Wenn wir intern gut aufgestellt sind, können wir nach außen wirken und Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus weitersagen und sie für den Glauben gewinnen.

Auch die evangelische Kirche verliert jedes Jahr Tausende Mitglieder. Was wollen Sie dagegen unternehmen?

Rekowski: Ich glaube an die Macht der Verkündigung. Wir verlieren jedes Jahr Mitglieder, das ist richtig, ein Drittel davon durch Austritt, also durch eine bewusste Entscheidung. Gleichzeitig haben wir aber jeden Tag viele Kontakte mit den Menschen: in den Gottesdiensten, in den Kindertagesstätten, in den Altenheimen, den Jugendzentren und den kirchlichen Konzerten. Das ist ein immenses Potenzial, da können wir mit den Menschen über Gott und die Welt ins Gespräch kommen. Wir verfügen noch immer über viele Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen im Jahr. Die müssen wir für unseren Auftrag sinnvoll einsetzen. Unsere Generation hat dabei den Auftrag, die rasanten Veränderungen, von denen auch andere Organisationen wie Parteien und Gewerkschaften betroffen sind, zu gestalten.

Stichwort Ökumene: Welche konkreten Schritte planen Sie?

Rekowski: Ganz einfach: Ich will mit den katholischen Glaubensbrüdern im Gespräch bleiben. Denn es ist die tagtägliche Erfahrung, dass es vor Ort mit der Zusammenarbeit bestens klappt. Ein Beispiel aus Wuppertal: Dort haben wir es geschafft, gemeinsam ein Hospiz auf den Weg zu bringen. Das hätten weder wir noch die Katholiken alleine geschafft.

Sie haben fast 20 Jahre in Wuppertal gearbeitet. Bleiben Sie der Stadt verbunden?

Rekowski: Ja, ich werde dort wohnen bleiben. Meine Frau und ich fühlen uns dort sehr wohl, auch wenn die Stadt so ihre Probleme hat.

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