Kinderpornografie: Osteuropas Kinder sind leichte Beute

Behörden wirken machtlos gegen Bilderverkauf im Internet.

Bukarest. Der Mann las die kleinen Jungen aus armen Familien auf der Straße auf und brachte sie dazu, sich gegen Geld vor laufender Kamera auszuziehen. Die Bilder verkaufte der 35-jährige Rumäne an sechs Personen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Binnen drei Jahren soll er damit 30 000 Euro verdient haben. Nach einer Anzeige von Ermittlern aus den USA wurde der Mann 2010 gestellt. Aus seiner Wohnung im westrumänischen Timisoara (Temeswar) retteten die Polizisten auch zwei seiner insgesamt fünf identifizierten Opfer.

Allein angesichts des Wohlstandsgefälles zum Westen scheint Osteuropa ein Eldorado für Kinderpornografen zu sein. Dass Rumänien hierbei das heißeste Pflaster sein könnte, deutete 2008 ein Bericht der dänischen Polizei an. Demnach stammen die meisten Kinderpornografie-Webseiten im europaweiten Vergleich aus dem Karpatenland.

Die Opfer sind aber bei weitem nicht nur bedürftige Kinder. Immer häufiger sind die Täter Vertrauenspersonen, die ihre Autorität ausnutzen: Sport-Trainer, Lehrer, bisweilen sogar die eigenen Eltern. Allein im Jahr 2013 wurden in Rumänien drei Fälle von Lehrern publik, die ihre Schüler zum erotischen Posieren gezwungen haben sollen.

Eine Respektsperson für seine Opfer dürfte wohl auch der Mann mit deutschem Pass gewesen sein, der als Karate-Lehrer im westrumänischen Zalau mehr als 100 erotische Filme von seinen minderjährigen Schülern machte. Das Material verkaufte er für 1000 US-Dollar pro Film nach Kanada. Er wurde 2010 gestellt und zu drei Jahren Haft verurteilt. Wenig später nahmen kanadische Ermittler die ukrainische Firma Azov ins Visier.

Auch der Verantwortliche von Azov Films, Igor Russanow, hat Schutzbefohlene ausgenutzt. Schon 1994 machte er als Leiter von Pfadfinderlagern erotische Fotos von Knaben, später soll er die acht bis 14-Jährigen direkt an Ausländer vermittelt haben. 2011 wurde Russanow in Bachtschissarai auf der Krim festgenommen und im Herbst 2012 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Als Komplize flog damals auch ein Aus-tralier auf.

Die Kinderpornografie breitet sich laut rumänischer Polizei aus und ist immer schwerer zu kontrollieren. Das hat viel mit dem Internet zu tun. Auch in Europas Armenhäusern habe inzwischen fast jeder Zugang, dies senke die Hemmschwelle beim Verbreiten erotischer Kinderfotos und erleichtere den Tätern die Kontaktaufnahme zu ihren Opfern, heißt es in einem Bericht der Zeitung „Romania libera“.

Immer wieder sprechen die Organisatoren demnach die Minderjährigen in unverdächtigen Netzwerken wie Facebook an und verführen sie dann zu privateren Chats auf anderen Domains. Immerhin ist in Rumänien die öffentliche Sensibilität für das Thema gestiegen. Die Website „safernet.ro“ registrierte 2013 einen Anstieg der Anzeigen gegen kinderpornografische Postings um 30 Prozent zum Vorjahr.

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