Korruption: Deutsche schlecht bewertet

Griechenland belegt nach einer Erhebung von „Transparency International“ europaweit den letzten Platz.

Berlin. Griechenland gilt als die korruptionsanfälligste Nation im EU-Raum. Doch auch Deutschland ist kein Musterknabe. Zu diesem Schluss kommt die Antikorruptions-Organisation „Transparency International“.

Der regelmäßig aktualisierte „Korruptionswahrnehmungsindex“ listet Länder nach dem Grad ihrer im öffentlichen Bereich empfundenen Korruption auf. Dazu werden Untersuchungen von unabhängigen Institutionen in Punktwerte übertragen, die auf Umfragen unter Experten und Geschäftsleuten über ihre Erfahrungen mit Beamten und Politkern in den jeweiligen Staaten beruhen. Der Index resultiert also aus Meinungsbildern und nicht aus den tatsächlichen Korruptionsfällen.

Unter den rund 170 aufgeführten Staaten landet das krisengeschüttelte Griechenland nur auf Rang 94 und schneidet damit EU-weit am schlechtesten ab. Im Vergleich zu 2011 ist das ein Einbruch um 14 Plätze. Dagegen weisen Dänemark, Finnland und Neuseeland die geringste Korruptionsanfälligkeit auf. Schlusslichter sind Afghanistan, Nordkorea und Somalia.

Harte Fakten hat Transparency dafür nicht. Bei Griechenland drängt sich dieser Gedanke allerdings auf. Auffällig ist auch, dass andere EU-Sorgenkinder bei der Untersuchung von Transparency ebenfalls nur mäßig abschneiden: Spanien kommt auf Rang 30, Portugal auf 33 und Italien nur auf Rang 72.

Deutschland belegt beim Korruptionsindex den 13. Platz. Vor Großbritannien (Rang 17), den USA (19) und Frankreich (22), aber hinter den Niederlanden (9) sowie Island (11) und Luxemburg (12).

Die Vorsitzende von Transparency Deutschland, Edda Müller, zeigt sich überzeugt, dass Deutschland um einige Plätze besser da stehen könnte, wenn es eine Verschärfung des Straftatbestands der Abgeordnetenbestechung nicht weiter verzögern würde. Zugleich kritisierte Müller es als „Unverfrorenheit“, dass die schwarz-gelbe Koalition eine strengere Offenlegung der Nebentätigkeiten von Abgeordneten auf die Zeit nach der nächsten Bundestagswahl verschieben will.

Transparency führt hier das Gesundheitswesen an. Im Fokus stünden dabei „Anwendungsbeobachtungen“, bei denen Pharma-Firmen niedergelassenen Ärzten Geld zukommen ließen, wenn diese für angebliche Studienzwecke Medikamente verschrieben. Transparency plant dazu eine gesonderte Studie.

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