Kritik wegen deutscher Kinderarmut

Unicef beklagt, das Land tue zu wenig, um das Problem zu lösen.

Brüssel. Deutschland schöpft nach Ansicht von Unicef seine Möglichkeiten beim Kampf gegen Kinderarmut nicht aus. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen legte am Dienstag neue Zahlen für wohlhabende Länder vor. Dabei schneidet die Bundesrepublik nur mittelmäßig ab: Gemessen am Durchschnitt lebt fast jedes elfte Kind in ärmlichen Verhältnissen. Die skandinavischen Länder seien wesentlich erfolgreicher, das Übel mit politischen Mitteln zu lindern.

Unicef hat in seiner neuen Studie zum einen untersucht, wie viele Kinder in Familien leben, die weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Haushaltseinkommens zur Verfügung haben und damit unter der nationalen „Armutsgrenze” liegen. Deutschland liegt im Mittelfeld.

Dort rangieren die Deutschen auch bei einem zweiten Ranking, bei dem Unicef untersuchte, ob Kindern 14 Dinge zur Verfügung stehen, die für ihr Wohlergehen und ihre Entwicklung grundlegend sind — zum Beispiel drei Mahlzeiten pro Tag, Bücher, Spiele, zwei Paar Schuhe, ein ruhiger Platz für Hausaufgaben oder Internet-Zugang. In Deutschland müssen 8,8 Prozent der Ein- bis 16-Jährigen auf zwei oder mehr Elemente dieser Grundausstattung verzichten. Somit ist auch diese sogenannte Deprivationsrate schlechter als bei den Skandinaviern.

Das mäßige Abschneiden Deutschlands habe „mit einem viel höheren Anteil armer Einwanderer-Familien” zu tun, sagte der Unicef-Forscher Chris de Neubourg. Auf der anderen Seite zeigt die Untersuchung auch, dass die Politik großen Einfluss darauf hat, wie schwerwiegend das Problem wird: „Dänemark und Schweden haben viel niedrigere Deprivationsraten als Belgien oder Deutschland. Dabei liegen die vier Länder bei der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Pro-Kopf-Einkommen ungefähr auf gleichem Niveau.”

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