Manchmal hilft eben auch Symbolik

kommentar Die große Koalition einigt sich auf die Frauenquote

Mit einem Kommentar von Stefan Vetter.

Mit einem Kommentar von Stefan Vetter.

Rund 13 Jahre ist es jetzt her, dass die Wirtschaft gelobte, den Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich zu erhöhen. Geschehen ist seitdem sehr wenig. Zuletzt hatte sich die Situation sogar wieder verschlechtert. Im vergangenen Jahr ging der Frauenanteil in den obersten Etagen der Dax-Konzerne leicht zurück. Es war nicht nur die SPD, die diesen Zustand schon länger beklagte. Auch in der Union wurde das Unbehagen größer. Vor allem unter vielen weiblichen Parteimitgliedern.

Vor diesem Hintergrund müsste der jüngste Beschluss zur Einführung einer festen Frauenquote eigentlich ein Herzensanliegen von Schwarz-Rot sein. Doch der Eindruck täuscht. Insbesondere die CSU wurde gestern nicht müde, darauf hinzuweisen, das „Schlimmste“ verhindert zu haben. Offenbar handelt es sich um die letzten ideologischen Restbestände eines merkwürdigen Rollenverständnisses von Mann und Frau, in dem letztere am besten gar nichts bei unternehmerischen Entscheidungen zu suchen hat.

Dabei belegen seriöse Untersuchungen besondere wirtschaftliche Erfolge gerade dort, wo Männer und Frauen in Unternehmen gemeinsam an den Schalthebeln der Macht sitzen. Umso absurder ist deshalb auch die Behauptung, mehr Frauen in Führungsjobs schadeten angesichts einer heraufziehenden Konjunkturflaute der Wirtschaft. Auch dieses „Argument“ hat die CSU in die Welt gesetzt.

Sicher ist es für Frauen nicht unproblematisch, per staatlicher Quotierung in eine besonders verantwortungsvolle Position zu kommen. Aber ganz offensichtlich geht es eben nicht mehr anders. Sage jedenfalls keiner, die Männer hätten eine solche Regelung nicht voraussehen können, nachdem auch die so genannte Flexi-Quote der Vorgänger-Regierung keine Erfolge gezeigt hatte. Im Kern geht es um 30 Prozent der Aufsichtsratsposten in wenig mehr als einhundert Unternehmen. So gesehen ist der Beschluss eher ein symbolischer Akt. Aber manchmal hilft gerade Symbolik, um unhaltbaren Zuständen ein Ende zu bereiten. Es darf nicht sein, dass Frauen für Führungsposten deshalb nicht in Frage kommen, weil sie irgendwann Kinder haben und der Firma dann vorübergehend nur mit halber Kraft zur Verfügung stehen könnten.

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