Merkel macht Griechen Hoffnung

Bundeskanzlerin präsentiert sich bei Besuch in Athen als verständnisvolle Partnerin und bietet deutsche Projekthilfe an.

Athen. Für eine Garderobe in den griechischen Nationalfarben blau und weiß hat sie sich nicht entschieden. An freundschaftlichen Gesten ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ansonsten aber sehr gelegen, als sie am Dienstag für eine Kurzvisite in Athen landet.

Rund zwei Jahre schon dauert das europäische Ringen mit den überbordenden Staatsschulden Griechenlands, des Euro-Sorgenlands Nummer eins. Nun ist Merkel zum ersten Mal selbst im Zentrum der Turbulenzen. Es ist eine der heikelsten Dienstreisen ihrer Amtszeit, denn viel hat sich an Spannungen und Ressentiments in beiden Ländern zusammengebraut.

Am Flughafen empfängt Ministerpräsident Antonis Samaras die Kanzlerin gleich an der Treppe, auf der sie für ihren Fünfeinhalb- Stunden-Besuch aus der Maschine steigt. Ausdrücklich hatte der Premier Merkel gebeten, seinen Berliner Antrittsbesuch im August zu erwidern.

Den Zweck ihres Besuchs macht Merkel rasch klar: Solidarität und Ermunterung des europäischen Partners. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass sich der schwierige Weg lohnt“, bestärkt sie Samaras für seinen im Land heftig umstrittenen Reformkurs. Und sichert — jenseits internationaler Kredittranchen — Hilfe für 30 Millionen Euro zu.

Für zwei Projekte unter deutscher Federführung ist jetzt die Finanzierung über europäische Fonds klar, es geht um eine bessere Organisation des Gesundheitswesens und regionaler Verwaltungen. Auch ein Treffen mit deutsch-griechischen Wirtschaftsvertretern steht auf dem Programm.

Auf demonstrativ versöhnliche Töne legt Merkel schon länger auch zu Hause Wert, nachdem selbst Politiker ihrer eigenen Koalition ungerührt über einen Euro-Abschied der Hellenen räsonierten. „Ich wünsche mir, dass Griechenland in der Eurozone bleibt“, wiederholt sie in Athen.

Und beschwört den Zusammenhalt der Euro-Partner: „Wenn es einem nicht gut geht, geht es auch den anderen nicht gut.“ Nicht einmal das Reformtempo, das viele in Berlin zu schleppend finden, mag Merkel bewerten. Sie sei „nicht als Lehrerin oder Notengeberin“ gekommen. Und auch in Deutschland, zumal in den neuen Ländern, wisse man doch, wie lange Reformen dauern.

Samaras lässt keinen Zweifel, wie wichtig Merkels Visite für sein Land ist — gerade in dieser Phase massiver Spannungen. Der Besuch sei nichts weniger als der Beweis, dass die internationale Isolation durchbrochen sei.

Und gibt sich zuversichtlich für die nächsten Etappen: „Alle, die gewettet haben, dass Griechenland untergeht, werden diese Wette verlieren.“ Die Bitte um mehr Zeit für Reformen, die so schwer auf den Bürgern lasten, spricht er nicht an. Er warnt aber: „Unser Feind ist die Rezession.“

Ob Athen die dringend benötigte nächste Kredittranche bekommt, bleibt ungewiss. Erst soll der schon mehrfach verschobene Kontrollbericht der Geldgeber aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds fertig sein. Das könnte bis November dauern.

Merkel stellt auch in Athen keine Zugeständnisse bei den Sparauflagen in Aussicht und will auch keine Prognose abgeben. Nur so viel: „Ich glaube, dass wir Licht sehen werden am Ende des Tunnels.“

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