Missouri ruft die Nationalgarde zu Hilfe

Nach den tödlichen Schüssen auf den 18-jährigen Michael Brown gehen die schweren Auseinandersetzungen in Ferguson weiter.

Missouri ruft die Nationalgarde zu Hilfe
Foto: dpa

Ferguson. Neun Tage nach den tödlichen Polizeischüssen auf den jungen Schwarzen Michael Brown haben die Unruhen in der US-Stadt Ferguson einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach schweren Krawallen in der Nacht zu gestern ordnete der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, die Entsendung der Nationalgarde an. Einem Gutachten zufolge wurde der 18-jährige Brown mit mindestens sechs Schüssen getötet.

Gouverneur Nixon erklärte gestern, die Nationalgardisten sollten der Polizei in dem Vorort der Millionenstadt St. Louis helfen, die Ordnung wiederherzustellen. Die friedlichen Proteste am Sonntag seien überschattet worden von „gewaltsamen kriminellen Handlungen einer organisierten und wachsenden Zahl von Menschen, viele von außerhalb der Gemeinde und des Staates“, erklärte Nixon. Die aus freiwilligen Reservisten bestehende Nationalgarde ist nach Bundesstaaten organisiert und untersteht meist dem Befehl des jeweiligen Gouverneurs.

Kein Ende der Straßenschlachten in Ferguson
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Kein Ende der Straßenschlachten in Ferguson

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Die Polizei hatte in Ferguson für Sonntagnacht die zweite Ausgangssperre in Folge verhängt. Drei Stunden vor deren Beginn um Mitternacht schritt die Polizei ein, als ein nach Medienberichten gewalttätiger Mob die Oberhand über einen bis dahin friedlichen Protestmarsch gewann. Die mit gepanzerten Fahrzeugen angerückten Sicherheitskräfte trieben die Menschenmenge mit Tränengas auseinander.

„Es gab Schüsse, Plünderungen, Vandalismus und andere Gewaltakte, bei denen es sich offensichtlich nicht um spontane, sondern um vorsätzliche Straftaten handelte“, sagte der schwarze Einsatzleiter der Sicherheitskräfte, Ronald Johnson. Zwei Menschen seien durch Schüsse aus der Menge der Demonstranten verletzt worden.

Als hunderte Demonstranten in Richtung der Polizeizentrale marschiert seien, seien die Sicherheitskräfte mit Molotow-Cocktails, Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen worden. „Ich hatte keine andere Wahl, als unsere Antwort zu verschärfen“, sagte Johnson. Eine der Teilnehmerinnen des Marsches, Lisha Williams, sagte dagegen: „Sie haben ohne Anlass Tränengas auf uns abgefeuert.“ Im Schulbezirk Ferguson blieben gestern wegen der Unruhen sämtliche Schulen aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Vor dem Protestmarsch hatte Johnson versucht, bei einer Gedenkzeremonie für Brown die Gemüter zu beruhigen. An die Angehörigen des Opfers gewandt sagte er: „Ich bin mit dem Herzen bei Euch und sage Euch, dass es mir leid tut.“ Johnsons Worte wurden von den mehr als 1300 Zuhörern mit lautem Applaus quittiert.

Der Tod des angehenden Berufsschülers hat in den USA eine neue Rassismusdebatte entfacht. Brown soll laut Polizei kurz vor seinem Tod ein Geschäft bestohlen haben. Als er später auf den — nach Medienberichten weißen — Polizisten Darren Wilson traf, habe er sich aggressiv verhalten. Ein Zeuge sagte dagegen, der unbewaffnete Brown habe seine Hände in die Höhe gehalten und „Nicht schießen!“ gerufen.

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