Niedersachsenwahl wird zum wichtigen Stimmungstest

Die Landtagswahl gilt als wichtiges Signal für die Bundestagswahl im Herbst.

Hannover. Erst war es ziemlich unspektakulär, nun wird es plötzlich spannend: Nach einem kurzen Winter-Wahlkampf fällt am Sonntag in Niedersachsen der Startschuss für das bundesweite Wahljahr 2013. Lange Zeit sah sich Rot-Grün schon als sicherer Sieger, doch auf der Zielgeraden holte Schwarz-Gelb in den Umfragen stetig auf. In jedem Fall wird es eng für die seit zehn Jahren regierende CDU/FDP-Regierung, vor allem wegen der Schwäche der Liberalen, deren Wiedereinzug in den Landtag nicht gewährleistet ist.

Die Wahl setzt starke bundespolitische Signale und ist eng verknüpft mit der politischen Zukunft von FDP-Chef Philipp Rösler — und der von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Beide drückten dem Wahlkampf ihren Stempel auf: der eine durch parteiinterne Debatten über seine Führungsschwäche, der andere wegen seiner Nebenverdienste und seiner polarisierenden Äußerungen etwa zum Kanzlergehalt.

Bei der Wahl bestimmen rund 6,1 Millionen Menschen in Deutschlands zweitgrößtem Flächenland den neuen Landtag. Sie gilt für die Bundespolitik als wichtiger Stimmungstest. 1200 Medienvertreter, darunter Journalisten aus China, Großbritannien und der Türkei, reisen nach Hannover, um darüber zu berichten. Das Abschneiden der FDP dürfte entscheidend sein. Die Erfolgsserie der Piraten stoppt möglicherweise abrupt.

Und die beiden wichtigsten Protagonisten? Sie traten sachlich und pragmatisch auf. Sowohl der populäre CDU-Spitzenkandidat, Ministerpräsident David McAllister (42) wie auch sein SPD-Herausforderer Stephan Weil (54) tauschten nicht nur im TV-Duell zwar bestimmt, aber eher brav und höflich ihre Positionen aus. Beide vermieden es, Porzellan zu zerschlagen — sollte es auf eine große Koalition hinauslaufen, könnte das von Vorteil sein.

McAllister wittert nach jüngsten Umfragen Morgenluft. Sein Trumpf im Wahlkampf hieß Angela Merkel — acht Mal unterstützte die Kanzlerin „ihren“ David. Er will die 2003 von Christian Wulff begonnene und 2010 übernommene Regierung von CDU und FDP um fünf weitere Jahre verlängern. Ein Sieg würde ihn bundespolitisch zu einem der mächtigsten Männer in der Union machen, nachdem einstige Hoffnungsträger wie Roland Koch, Peter Müller (Saarland) oder Wulff selbst in der Versenkung verschwunden sind.

„Es ist eine ungewöhnlich spannende Wahl, das ist ein Glücksfall für die Demokratie“, sagt Weil. Monatelang versuchte der bisherige hannoversche Oberbürgermeister bekannter zu werden. Doch bundesweit zog vor allem Doris Schröder-Köpf das Interesse der Medien auf sich. Die Frau von Altkanzler Gerhard Schröder kämpft erstmals um ein Mandat. Obwohl sie zuvor politisch kaum aktiv war, gibt ihr der SPD-Listenplatz zwölf beste Chancen. Zumindest ihr Erfolg ist so gut wie sicher.

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