Affäre: Millionenskandal um Landesarchiv weitet sich aus

Staatsanwälte nehmen weitere Geschäfte des Landesbetriebs BLB ins Visier.

Düsseldorf. Der Skandal um die Kostenexplosion beim Landesarchiv in Duisburg zieht immer weitere Kreise. Nach Informationen unserer Zeitung rückt der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) immer mehr in den Mittelpunkt der Ermittlungen der Wuppertaler Staatsanwaltschaft.

Dort gibt es keinen Kommentar. Doch befassen sich die Ermittler mittlerweile mit "zahlreichen Projekten des BLB", wie es aus Juristen-Kreisen heißt.

Der BLB hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Dabei ist der Fall des Landesarchivs der neueste und sicherlich spektakulärste Fall. Das Land fasste vor Jahren den Plan, seine bisher getrennten Archive in Duisburg zu zentralisieren - in einem ehemaligen Kornspeicher im Hafen.

Das Grundstück samt Gebäude war ursprünglich auf zwei Millionen Euro geschätzt worden, wurde nur zwei Jahre später im Jahr 2008 für 28 Millionen Euro vom BLB erworben. Zwischengeschaltet war eine private Immobilienfirma.

Wohin das viele Geld geflossen ist, wer für die wahre Preisexplosion gesorgt hat und wer dabei womöglich Insiderwissen missbraucht hat - das alles interessiert die Wuppertaler Staatsanwälte.

In der Geschichte tauchen prominente Namen auf. Nun sagte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert, seine Behörde ermittele derzeit nicht gegen den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), aber gegen eine Vielzahl von Personen - wegen Korruption und Geheimnisverrat.

Der BLB war auch Käufer eines großen Grundstücks in Köln für eine neue Fachhochschule in der Domstadt. Dabei handelte es sich um das Areal der ehemaligen Dom-Brauerei in Innenstadtlage.

Das wurde von einer Kölner Entwicklungsfirma für 23 Millionen Euro gekauft und nur wenige Monate später an den BLB mit einem satten zehn-Millionen-Aufschlag weiterverkauft. Der Fall erregte schon im vergangenen Jahr großes Aufsehen, die BLB-Führung musste sich intern vielen unangenehmen Fragen stellen.

Der Duisburger Fall ist erst durch die Anzeige eines Privatdetektivs bekannt geworden, seither herrscht auf den BLB-Fluren nackte Panik. Schon zuvor war Chef Ferdinand Tiggemann umstritten, seit dem 8. November ist er vom NRW-Finanzministerium ohne Angabe von Gründen mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben freigestellt worden. Sein Vertrag lief eigentlich noch ein halbes Jahr.

Auch die Gremien des Landtags befassen sich mit den Skandalen. So fällt womöglich in den kommenden zwei Wochen die Entscheidung, ob es sogar einen Untersuchungsausschuss gibt, der anhand des Duisburger Falls die BLB-Machenschaften untersucht.

Entsprechende Überlegungen in der SPD-Fraktion gibt es. Denn dort setzt man darauf, dass die alte schwarz-gelbe Landesregierung und ihre führenden Köpfe wie etwa Ex-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) für die BLB-Affären verantwortlich seien. Eine Entscheidung ist freilich noch nicht gefallen.

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