Bergwerk Walsum: Der Abschied vom Pütt

Steinkohle: Am 30. Juni heißt es im Bergwerk Walsum „Schicht im Schacht“. 2000 Bergleute sind betroffen. Für Kumpel Jürgen Stramka ist es bereits die zweite Zechenschließung.

Duisburg. "Ja zur deutschen Steinkohle" - der Aufkleber der Bergbau-Gewerkschaft IGBCE prangt beinahe an jeder Tür des Bergwerks Walsum im Duisburger Norden. Es wirkt wie eine Beschwörung, denn die Realität sieht anders aus, gerade hier in Walsum. Der politische Beschluss steht seit vergangenem Jahr: 2018 soll Deutschland aus der subventionierten Förderung der heimischen Steinkohle aussteigen. Bereits am 30. Juni dieses Jahres gehen in Walsum im Duisburger Norden die Lichter aus - endgültig.

Einer der rund 2000 betroffenen Kumpel ist Jürgen Stramka. "Glückauf", grüßt er, wie alle anderen in Walsum und Voerde. "Tach" oder "Hallo" kommt hier niemandem über die Lippen. Der 47-Jährige sitzt gelassen in einem Aufenthaltsraum in Voerde, trinkt seinen Kaffee. In anderthalb Stunden wird er wieder unter Tage fahren, zur Mittagsschicht, einer von insgesamt vier. Stramka weiß wie es ist, wenn eine Zeche geschlossen wird. 29 Jahre arbeitete er auf Lohberg, einer Zeche im nicht weit von Walsum entfernten Dinslaken. 2005 dann war auch hier Schicht im Schacht, Stramka wechselte nach Walsum.

Seine Gelassenheit, trotz der ungewissen Zukunft, erklärt er so: "Ich habe 1977 meine Lehre als Betriebsschlosser in Lohberg begonnen. Die Sorge um die Zukunft des Bergbaus begleitet mich seitdem."

Geschichte: 1939 wurde die Kohleförderung aufgenommen. 1969 ging die Zeche aus dem Besitz der Familie Thyssen-Bornemisza in die neugegründete Ruhrkohle AG (heute RAG) über.

Stilllegungsbeschluss: 2005 wurde durch die schwarz-gelbe Landesregierung die Stilllegung für Juni 2008 beschlossen.

Beschluss: Deutschland soll 2018 aus der Steinkohleförderung aussteigen.

Zechenschliessungen: Es gibt noch sieben Bergwerke in NRW und eins im Saarland. Beschlossen ist das Aus von Walsum und Lippe. Die RAG muss 2008 mindestens zwei weitere Zechen benennen, die die Förderung beenden.

Saar: Der Beschluss, die Zeche Saar 2012 zu schließen, könnte für eine Zeche eine Verlängerung der Lebenszeit bedeuten. Im Blickpunkt stehen Hamm und Kamp-Lintfort.

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