Bewegung beim „Eisernen Rhein“

Belgiens Premier versichert Kraft Gesprächsbereitschaft.

Brüssel. In das seit vielen Jahren festgefahrene Projekt „Eiserner Rhein“ kommt Bewegung. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) konnten am Dienstag nach einem Gespräch mit Belgiens Ministerpräsident Elio di Rupo Überraschendes berichten: „Die Belgier sind offen für neue Gespräche.“

Die Schienenverbindung zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet ist seit vielen Jahren in der Diskussion. Mit ihr soll der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Gleichzeitig sollen Wachstumspotenziale ermöglicht werden, die die überfüllten Autobahnen nicht mehr bieten.

Umstritten ist der Verlauf der Strecke: Während Belgien und die Niederlande, über deren Gebiet ein Teil der Strecke führt, die sogenannte historische Trasse bevorzugen, lehnt NRW diese vor allem aus Lärmschutzgründen ab und setzt auf eine neue Schienenverbindung entlang der A 52 über Mönchengladbach und Krefeld bis Duisburg.

„Di Rupo hat Gespräche zugesichert, wenn wir uns mit der Bundesregierung auf diese Trasse einigen. Das ist ein großer Fortschritt, es gibt kein kategorisches Nein mehr“, sagte Kraft. „Nun liegt der Ball im Spielfeld der Bundesregierung, sie kann sich nicht mehr hinter den Belgiern verschanzen“, ergänzte Groschek.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte die A 52-Variante stets als unrealistisch abgelehnt, weil Belgien und die Niederlande dagegen seien. Auch Kostengründe sprächen für die historische Trasse, sie könne zudem erst einmal als Provisorium betrieben werden, so deren Befürworter.

„Der Kostenvorteil ist nicht so hoch. Der Nachteil für die vielen Ortschaften an der Strecke aber immens. Sie würden sehr unter dem Lärm leiden“, so Groschek.

Die NRW-Ministerpräsidentin besuchte auf ihrer ersten Auslandsreise nach der Wahl im Mai am Dienstagvormittag zunächst die kleine deutschsprachige Gemeinschaft rund um Eupen. Die rund 77 000 Einwohner dort haben starke Minderheitsrechte, Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz, ein jovialer Landesvater, gilt in dem von Konflikten zerrissenen Land als der „einzig wahre Belgier“.

Kraft sicherte hier die Unterstützung Nordrhein-Westfalens für die erste Stromtrasse zwischen den Nachbarländern zu, die bis 2017 auf 100 Kilometer Länge entstehen soll.

Am Mittwoch reist sie weiter nach Paris, wo sie Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault und vielleicht auch Staatspräsident François Hollande treffen wird.

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