"Birlikte - Zusammenstehen": Köln erinnert an Nagelbombenanschlag

Zehn Jahre nach dem Nagelbomben-Anschlag in der Kölner Keupstraße gedenkt die Stadt mit einem dreitägigen deutsch-türkischen Kulturfest dem rechten Attentat.

"Birlikte - Zusammenstehen": Köln erinnert an Nagelbombenanschlag
Foto: dpa

Köln (dpa). In Köln ist am Sonntag das Kulturstraßenfest zum Gedenken an den fremdenfeindlichen Nagelbombenanschlag vor zehn Jahren weitergegangen. Mit der dreitägigen Veranstaltungsreihe erinnert die Stadt bis Montag an das Attentat. Am 9. Juni 2004 war in der überwiegend von Migranten bewohnten Keupstraße in Köln eine Nagelbombe explodiert. Bei dem Anschlag wurden 22 Menschen zum Teil schwer verletzt.

Am Sonntag tobte das Leben in den Geschäften und Hinterhöfen der Keupstraße, die als eine Sammelstelle des türkischen Geschäftslebens in der Stadt gilt. Auf über 30 Bühnen wurde Musik gespielt, Filme wurden gezeigt, Literatur vorgelesen, und Betroffene berichten von ihren Erlebnissen. Glühende Hitze und rauchige Grillschwaden lagen in der Luft. Menschen verschiedener Herkunft standen zusammen.

„Birlikte - Zusammenstehen“ ist auch das offizielle Motto des dreitägigen deutsch-türkischen Kunst- und Kulturfestes. Viele verschiedene Veranstalter haben sich für diese Tage zusammengetan, darunter die „AG Arsch huh“, die Stadt Köln, die „Amadeu Antonio Stiftung“ und die Initiative „Keupstraße ist überall“.

Auch Elisabeth Zöller war am Sonntag dabei. „Wir sind gekommen wegen der Menschen, die hier leben. Wir wollen mit unserem Besuch ein Zeichen setzen, dass wir alle zusammenstehen und gut miteinander leben können“, sagt Zöller. Ihr Mann, der zum Anschlagszeitpunkt um die Ecke arbeitete, nickt zustimmend.

Aber auch der Irrtum der deutschen Behörden beschäftigte die Menschen: Die Polizei hatte lange nicht an einen rechtsextremen Hintergrund geglaubt. Erst Ende 2011 wurde deutlich, dass die Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ NSU, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wohl auch für diesen Anschlag verantwortlich waren.

„Die falschen Verdächtigungen der Behörden waren für mich der eigentliche Anschlag, fast noch schlimmer als die Tat selbst“, sagt Uzay Özdag, der in einer Familienkonditorei in der Keupstraße arbeitet. Am Tag des Anschlags befand er sich nur ein paar Meter vom Tatort entfernt. Den lauten Knall hat er noch heute in den Ohren.

Mit seinen Kollegen hat er für das Straßenfest eine große bunte Torte gebacken: Oben drauf sitzen Miniaturmenschen verschiedener Herkunft, die sich an den Händen halten. Der Schriftzug „Birlikte“ umrahmt den Kreis.

Am Montag geht die Gedenkveranstaltung weiter. An der Abschlusskundgebung werden auch BAP, Udo Lindenberg und Bundespräsident Joachim Gauck teilnehmen.

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