Gesamt- und Gemeinschaftsschule gefragt - 11 000 Plätze fehlen

Düsseldorf. Über 11 000 Kinder, die zum kommenden Schuljahr eine Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen besuchen wollen, finden keinen Platz. Etwa jeder vierte der fast 43 500 Bewerber für eine integrative Schulform musste aus Kapazitätsmangel abgewiesen werden.

Das berichteten Gesamtschulverbände und der Landeselternrat am Freitag in Düsseldorf. Sie forderten, dem Elternwillen zu entsprechen und ausreichend neue Gesamt- oder Gemeinschaftsschulen in den Gemeinden zu gründen.

Zum nächsten Schuljahr werden sechs neue Gesamtschulen und die 14 ersten Gemeinschaftsschulen in NRW an den Start gehen. Damit werde rund 1900 weiteren Schülern die Möglichkeit geboten, länger gemeinsam zu lernen, teilten die Verbände mit. Damit steige die Zahl der Gesamtschulen in NRW auf 231. Sie unterrichten insgesamt rund 235 000 Schüler.

Jeder vierte Viertklässler wird inzwischen an einer Gesamt- oder Gemeinschaftsschule angemeldet. Schlimmstes Beispiel für eine „jahrzehntelange Missachtung des Elternwillens“ sei Wuppertal, kritisierte der Landesvorsitzende der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule, Werner Kerski.

Die Anmeldezahlen belegten, dass die Gesamtschule dort seit dem Jahr 2000 fast durchgängig die am meisten nachgefragte Schulform gewesen sei. Gleichzeitig zeige die Zahl der abgewiesenen Schüler, dass seit mehr als zehn Jahren zwei bis drei Gesamtschulen in Wuppertal fehlten. „Man stelle sich vor, in einer Stadt bekämen über Jahre hinweg 400 oder mehr Schüler keinen Platz an einem Gymnasium“, beschrieb Kerski das Beharrungsvermögen der Schulträger.

Im Visier der Gesamtschulbefürworter sind auch die Stadt Münster sowie die Kreise Borken und Höxter. Hier gibt es gar keine öffentliche Gesamt- oder Gemeinschaftsschule. In den Kreisen Kleve, Warendorf und Rhein-Sieg mussten den Angaben zufolge mehr Kinder abgelehnt werden als aufgenommen werden können. Auch in den Kreisen Neuss, Rhein-Erft, Steinfurt und Paderborn liege der Anteil der Abweisungen noch über 40 Prozent.

Die Daten zeigten auch: Dort, wo in größerem Umfang Gesamtschulplätze angeboten werden, steigt die Nachfrage. In Gemeinden mit mangelhaftem Angebot meldeten viele Eltern ihre Kinder gleich an einer anderen Schulform an, um ihnen die Enttäuschung einer Ablehnung zu ersparen, vermutet der Sprecher der Schulleitungsvereinigung der Gesamtschulen NRW, Rainer Dahlhaus.

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