In NRW klafft eine riesige Lücke bei den Facharbeitern

Es fehlen Handwerker, Altenpfleger und Ingenieure. Das Land startet eine Initiative.

Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen steht vor einem drastischen Arbeitskräftemangel: Ohne ein entschiedenes Gegensteuern könnten dem bevölkerungsreichsten Bundesland bis 2025 rund 1,3 Millionen Erwerbspersonen fehlen, darunter etwa eine Million Fachkräfte, wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit mitteilte. „Das Arbeitskräfteangebot wird zuerst altern und dann sinken“, sagte Christiane Schönefeld als Vorsitzende der Geschäftsführung in Düsseldorf.

Die sich abzeichnenden Trends: Die Arbeitslosigkeit nimmt in NRW ab — 2010 lag der Durchschnitt bei 781 000 Arbeitslosen, 2011 wird er voraussichtlich 730 000 betragen. Bei dieser rückläufigen Arbeitslosigkeit werde es mittelfristig auch bleiben, sofern es nicht zu einer erneuten Wirtschafts- und Finanzkrise kommt, erklärte Schönefeld. Die personenstarken Jahrgänge gehen in den kommenden 15 bis 25 Jahren in Rente. Zugleich sinkt die Zahl der Schulabgänger bis 2020 um gut 13 Prozent — oder rund 20 000 junge Leute — im Vergleich zu 2011.

Schon jetzt fehlen in einigen Branchen Facharbeiter. Besonders gilt das laut Arbeitsagentur für Krankenschwestern, Altenpfleger, Erzieher, Köche, Elektroniker, Dachdecker oder Fliesenleger, die schon flächendeckend händeringend gesucht werden.

Bei den Akademikern herrscht Mangel an Ärzten und Ingenieuren. Der Verband Deutscher Ingenieure (VDI) zählt aktuell eine Lücke von 13 000 Ingenieuren, bundesweit sind es 80 000. Betroffen sind die Maschinen-, die Elektro- und die Fahrzeugbaubranche.

Es werde zu wenig ausgebildet, um ausreichend Nachwuchs nachrücken zu lassen, gerade in den gefragten Berufen der Sozial- und Altenpflege. „Die Konkurrenz um die, die wirklich gut sind, wird zunehmen“, sagte Schönefeld.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat nun eine Initiative gegen den Fachkräftemangel gestartet, die am Mittwoch von den Ministerin Harry Voigtsberger (Wirtschaft) und Guntram Schneider (Soziales/beide SPD) vorgestellt wurde. Zusammen mit den Arbeitgebern, den Kammern, den örtlichen Hochschulen und den Arbeitsverwaltungen sollen in den 16 Arbeitsmarktregionen zwischen Rhein und Weser Konzepte für mehr Fachkräfte entwickelt werden. Dafür gibt das Land in den kommenden vier Jahren 50 Millionen Euro aus.

Die Initiative wendet sich an Jugendliche ohne berufliche Ausbildung, an Migranten, die unter ihren beruflichen Möglichkeiten arbeiten, an ältere Beschäftigte und an Frauen, die noch Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben. „Statt Fachleute im Ausland anzuwerben, sollten wir das Potenzial im eigenen Land ausschöpfen“, sagte Schneider. dpa/fu

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