In NRW leben rund 1,5 Millionen Moslems

Eine Studie nennt erstmals umfassende Details zum Leben der Migranten.

Düsseldorf. Die Zahl der Moslems in Nordrhein-Westfalen ist wesentlich höher als bisher gedacht: Bis zu 1,5 Millionen von ihnen leben hierzulande, das sind acht Prozent der Bevölkerung. Nach alten Erhebungen waren die Statistiker von rund einer Million Moslems ausgegangen. Die neuen Zahlen stellte am Donnerstag Landessozialminister Guntram Schneider (SPD) im Landtag vor.

Die große Überraschung ist aber eine andere Zahl: 46 Prozent der Muslime haben mittlerweile einen deutschen Pass. Es handelt sich dabei in der Regel nicht um Konvertiten, sondern um Deutsche mit einer Zuwanderungsgeschichte — meist um Türkischstämmige, denn die stellen rund zwei Drittel der Moslems in NRW überhaupt. Sie haben in den vergangenen Jahren verstärkt von dem Angebot Gebrauch gemacht, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben.

Die Sunniten stellen mit 80 Prozent die größte Glaubensrichtung unter ihnen, nur sechs Prozent sind Schiiten. Mit acht Prozent ist die Gruppe der Aleviten größer. Sie gelten als liberal.

Die Interessen der Moslems vertreten eine ganze Reihe von Verbänden. Der Islamrat, der Zentralrat der Muslime, Ditib und der Verband der islamischen Kulturzentren reklamieren zwar allesamt für sich, Ansprechpartner für die deutsche Politik zu sein, stehen aber häufig für sehr unterschiedliche Positionen — was eine Einigung wie nun beim Islamunterricht zum Geduldsspiel macht.

Im Bereich der Bildung ist die Integration vor allem der Türken und Türkischstämmigen nur bedingt geglückt. Ihre Schulabbrecherquote von rund elf Prozent ist recht hoch, der Hauptschüleranteil von rund 30 Prozent ebenfalls. Gleichwohl wies Minister Schneider auf positive Entwicklungen hin: Immer mehr erlangen eine Hochschulzugangsberechtigung, also Fachabitur oder Abitur. Bei den Jungen sind es mittlerweile 38,7 Prozent, bei den Mädchen 41,6 Prozent.

Mehr als 50 Jahre, nachdem die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen, liegt erstmals eine umfassende Studie vor. Schneider sieht darin eine Argumentationshilfe in der Integrationsdebatte.

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