NRW will Salafismus-Prävention ausbauen

Nordrhein-Westfalen gilt als Hochburg radikaler Salafisten. Mit Ansprache und Aufklärung will Innenminister Jäger verhindern, dass noch mehr junge Männer in die Fänge der extremen Islamisten geraten.

NRW-Innenminister Jäger stellte ein Präventionsprogramm gegen gewaltbereiten Salafismus vor

NRW-Innenminister Jäger stellte ein Präventionsprogramm gegen gewaltbereiten Salafismus vor

Foto: Marius Becker

Bochum (dpa) - Nach ersten guten Erfahrungen will das Land ein Präventionsprojekt ausweiten, das junge Leute vor einem Abrutschen in den Salafismus bewahren soll. Im kommenden Jahr soll es das Projekt „Wegweiser in NRW“ auch in Köln, am Niederrhein sowie im Bergischen Land geben, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Mittwoch in Bochum. Seit April befindet sich in einer interkulturellen Jugendhilfeeinrichtung in Bochum eine Beratungsstelle für junge Menschen, die Gefahr laufen, in die militante salafistische Szene zu geraten. Meist hätten sich bislang Angehörigen oder Lehrer ratsuchend an die Experten gewandt. Die Opposition bleibt skeptisch.

Die Einrichtung arbeite seit Jahren mit Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen und habe ein gutes Netzwerk mit Behörden, Jugendzentren und Moscheegemeinden aufgebaut. So könnten junge Menschen erreicht werden.

Derzeit würden zehn Jugendliche intensiv von mehrsprachigen Mitarbeitern betreut, sagte Friederike Müller, Geschäftsführerin des Bochumer Trägerverein IFAK. Der Informations- und Hilfsbedarf bei Lehrern und Eltern sei groß. Bei der Innenministerkonferenz im Dezember will Jäger bei seinen Ministerkollegen für das aus seiner Sicht vorbildhafte Modell werben.

Auch in Düsseldorf und Bonn läuft das Projekt bereits. Bei den jeweiligen Trägereinrichtungen wurde je eine Vollzeitstelle geschaffen. Als Budget stehen 600 000 Euro zur Verfügung.

Aus Sicht der Oppositon ist das zu wenig. „So ist der Salafismus nicht aufzuhalten“, kritisierte Joachim Stampf, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion. Es bedürfe eines ausgereiften Konzeptes statt aufgeblasener Leuchtturmprojekte. CDU-Innenpolitiker Theo Kruse kritisierte: „Unter Innenminister Jäger hat sich Nordrhein-Westfalen zum Rückzugsraum und zur Wohlfühlzone für gewaltbereite Salafisten entwickelt.“

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