Wahlkampf: Wer bekennt sich mehr zu NRW?

Hannelore Kraft und Norbert Röttgen starten einen Wettbewerb in Heimatliebe — notfalls sogar bis auf die Oppositionsbank.

Düsseldorf. Der Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen ist derzeit auch ein Wettrennen der beiden Spitzenkandidaten um die höchste Heimatverbundenheit. Nachdem CDU-Landeschef Norbert Röttgen auch intern massiv in der Kritik steht, weil er ein klares Bekenntnis zur Landespolitik auch im Falle einer Niederlage vermeidet, sorgte nun NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ungewollt für Wirbel.

In der Talksendung „Lanz“ wurde sie gefragt, ob sie im Falle einer Niederlage Oppositionschefin in NRW werde. Sie könne sich nicht vorstellen, dann wieder in der ersten Reihe des Landtags zu sitzen — wie es in den vergangenen zwei Jahren ihr Vorgänger Jürgen Rüttgers gemacht hat. „Dann muss ich sehen, was ich mit meinem Leben weiter mache, das sage ich ganz offen“, sagte Kraft. Für die CDU eine willkommene Steilvorlage. Wortprotokolle der Sendung wurden gefaxt und gemailt, Röttgen sagte nachmittags genüsslich: „Offenkundig rechnet Frau Kraft mit einer Niederlage.“

Die SPD wiederum wird nicht müde, Krafts Heimvorteil auszuspielen und sie als Landesmutter zu positionieren, präsentierte ausgerechnet gestern ein Plakat mit Kraft und dem Slogan „NRW im Herzen“. Ein Parteisprecher verbreitete die offizielle Sprachregelung: „Mein Platz ist in NRW. Ich gehe nicht nach Berlin. Wenn es die Partei wünscht, mache ich auch die Aufgabe als Oppositionsführerin.“

Der Wahlkampf nimmt also rasch an Fahrt auf, die Kontrahenten beharken sich — aber immer noch im höflichen Rahmen. Inhalte kommen derzeit ein wenig kurz, Röttgen versucht da ein wenig gegenzusteuern. Die hohe Verschuldung ist das Großthema der Union, daneben will Röttgen den Industriestandort NRW thematisieren. „Hier fehlt es an Zukunftsentwürfen der Landesregierung“, sagte Röttgen.

Mit einer von ihm „Regierungskommission“ genannten Expertenrunde will Röttgen dem etwas entgegensetzen. Kopf der Runde wird Friedrich Merz sein, der am Freitag präsentiert wurde. „Ich werde in den kommenden Wochen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Forschung ansprechen. Dann werden wir Ziele unserer Arbeit formulieren“, sagte Merz. Die Ergebnisse der Kommission würden im kommenden Jahr vorliegen — wenn Röttgen die Wahl am 13. Mai gewinnt.

Vorher wird es noch ein TV-Duell geben, bestätigte SPD-Wahlkampfmanager Michael Groschek. Den Termin wollte er noch nicht nennen. Er liegt aber nach den Osterferien und damit in der heißen Phase des Wahlkampfs.

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