NSU-Anschlag: Ex-Minister entschuldigt sich

Fritz Behrens war NRW-Innenminister, als in Köln eine Nagelbombe explodierte.

Berlin/Köln. Im Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Mordserie des Neonazi-Trios NSU hat sich der frühere NRW-Innenminister Fritz Behrens (64/SPD) für „fatale Fehleinschätzungen“ entschuldigt. Konkrete Versäumnisse wollte Behrens aber nicht einräumen. „Ich entschuldige mich“, sagte er am Donnerstag an Opfer und Angehörige gerichtet. Bei der Befragung ging es um den sogenannten Nagelbombenanschlag im Juni 2004 in Köln.

Damals waren vor einem türkischen Friseursalon in der Keupstraße 22 Menschen verletzt worden. Der Sprengsatz war mit über 1000, etwa zehn Zentimeter langen Nägeln bestückt. Für den Anschlag wird das Terrortrio verantwortlich gemacht. Der Ausschuss wollte von Behrens wissen, warum die Möglichkeit eines rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Hintergrunds nicht verfolgt worden sei. Es habe keine konkreten Hinweise gegeben, sagte Behrens, es sei „in alle Richtungen ermittelt“ worden. Warum noch am Nachmittag der Tat von der Polizei die Möglichkeit eines Terroranschlags zunächst erwähnt und dann wieder fallengelassen wurde, blieb ungeklärt.

Behrens wies den Vorwurf zurück, in die Ermittlungen eingegriffen zu haben, um deren Richtung zu beeinflussen. Er räumte ein, unmittelbar nach dem 9. Juni 2004 in den Urlaub gegangen zu sein und in den ersten Tagen nach dem Anschlag nur telefonisch mit den Ermittlern Kontakt gehalten zu haben. Er hatte den Tatort nicht besucht. Den Vorwurf, den Anschlag nicht ernst genug genommen zu haben, wies Behrens aber zurück.

Nach Ansicht des Unions-Obmanns im Ausschuss, Clemens Binninger, wurde bei den Ermittlungen die möglicherweise größte Chance vertan, dem Terrortrio früher auf die Spur zu kommen. Stattdessen konzentrierten sich die Ermittler voll auf mögliche Täter im türkischen Milieu oder in der organisierten Kriminalität.

Derweil berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“, das Landeskriminalamt (LKA) NRW habe nach dem Anschlag mit verdeckten Ermittlern über zwei Jahre die türkischen und kurdischen Anwohner ausgeforscht. Ein LKA-Sprecher sagte, dass die Behörde auf Bitten der Kölner Polizei verdeckte Maßnahmen durchgeführt habe. Wegen der laufenden Ermittlungen wollte er zu Details keine Stellung beziehen.

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