Obama vor zweitem TV-Duell unter Erfolgszwang

Washington (dpa) - Kurz vor der möglicherweise wahlentscheidenden TV-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten hat Amtsinhaber Barack Obama Schützenhilfe von seiner Außenministerin erhalten.

Hillary Clinton übernahm die Verantwortung für die Sicherheitslücken vor dem tödlichen Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi und versuchte damit offensichtlich, Druck vom Präsidenten zu nehmen. Nach einem schwachen Auftritt beim ersten Duell mit seinem Herausforderer Mitt Romney stand Obama vor dem zweiten Aufeinandertreffen am Dienstagabend (Ortszeit) unter Erfolgszwang.

Der US-Sender CNN errechnete vor der neuen Debatte in Hempstead (Bundesstaat New York) aus sieben aktuellen Umfragen unter wahrscheinlichen Wählern, dass das Rennen extrem eng ist. Demnach hat Romney derzeit im Schnitt mit 48 zu 47 Prozent knapp die Nase vorn. Laut einer am Dienstag veröffentlichten USA Today/Gallup-Umfrage hat es der Republikaner geschafft, in den besonders heiß umkämpften Swing States in der Gunst der weiblichen Wähler fast mit Obama gleichzuziehen (48 zu 49 Prozent).

Die Attacke auf das US-Konsulat in Bengasi am 11. September war in den vergangenen Tagen immer stärker zum Wahlkampfthema geworden. Bei dem Terroranschlag waren US-Botschafter Chris Stevens und drei andere US-Bürger getötet worden. Die Republikaner machen der US-Regierung den Vorwurf, trotz entsprechender Ersuchen nicht genug zum Schutz des Konsulats getan zu haben.

In der vergangenen Woche hatte Vizepräsident Joe Biden neue Kritik ausgelöst. In einer Debatte mit dem republikanischen Vize-Kandidaten Paul Ryan sagte er, das Weiße Haus habe nichts von den Ersuchen gewusst. Clinton sagte nun dem Sender CNN nach dessen eigenen Angaben: „Ich übernehme die Verantwortung.“ Weder Obama noch Biden seien in Sicherheitsentscheidungen eingebunden gewesen.

Clinton wandte sich auch erneut gegen Kritik daran, dass die Regierung zunächst erklärt hatte, der Anschlag habe sich aus Protesten gegen einen anti-muslimischen Film entwickelt. Diese Darstellung war später korrigiert worden. Die Ministerin sagte, es habe zunächst Verwirrung darüber geherrscht, was passiert sei. Die Informationslage habe sich seitdem geändert.

Obama ging mit dem Versprechen in die Debatte, leidenschaftlich für seine Wiederwahl zu werben. Beim ersten Duell am 3. Oktober hatte der Demokrat kraftlos gewirkt und Romney praktisch das Feld überlassen. Der schwache Auftritt hatte dem Republikaner eine rasante Aufholjagd in Umfragen ermöglicht. Obama räumte später ein, er habe einen schlechten Abend gehabt und sei wohl zu höflich gewesen.

Der Amtsinhaber hatte sich am vergangenen Wochenende in eine Freizeit-Hotelanlage im US-Staat Virginia zurückgezogen, um sich auf das Duell vorzubereiten. Er habe neue Energie getankt, schilderte Wahlkampfsprecherin Jen Psaki danach.

Obamas Vizepräsident Joe Biden hatte in der vergangenen Woche versucht, den Schaden im TV-Duell mit dem republikanischen Vize-Kandidaten Paul Ryan zu reparieren, mit einem wahren Feuerwerk an Breitseiten. Aber an den Umfragewerten änderte dies so gut wie nichts.

So waren die Erwartungen an Obamas Auftritt vor dem zweiten Duell auch deutlich verhaltener als vor dem ersten. Nach einer Umfrage des PEW-Instituts glaubten 41 Prozent an einen Debattensieg Obamas, 37 Prozent an einen weiteren Romney-Treffer. Vor dem 3. Oktober war das Verhältnis noch 51 zu 29 Prozent gewesen.

Die beiden Kandidaten treffen am 22. Oktober noch einmal in einer dritten Debatte aufeinander - dann in Florida.

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