Regionalflughäfen durch EU-Pläne in Bedrängnis

Kein Steuergeld mehr für Provinzflughäfen — so lautet die Maxime der EU-Kommission.

Weeze hat keine staatlichen Beihilfen erhalten.

Weeze hat keine staatlichen Beihilfen erhalten.

Foto: Roland Weihrauch

Brüssel. Die EU gibt den kleinen Flughäfen noch zehn Jahre Zeit, dann müssen sie ihren Betrieb aus eigener Kraft aufrechterhalten. Das stellt viele kleine Airports, die vor allem auf Billigflieger setzen, vor gewaltige Herausforderungen. Kritiker warnen vor einem Flughafen-Sterben.

Seit dem Aufkommen von Billigfliegern wie Ryanair sprießen europaweit Regionalflughäfen aus dem Boden. In der Provinz, wo früher oft nur Militärmaschinen abhoben, starten Ferienflieger zum Mittelmeer oder in europäische Metropolen. Niedrige Start- und Landegebühren machten zeitweise Ticketpreise von unter zehn Euro möglich. Die Kehrseite: Viele Flughäfen schreiben rote Zahlen, weil ihre niedrigen Gebühren und die oft schwache Nachfrage die Kosten nicht decken. Die Verluste trägt faktisch der Steuerzahler, weil die Flughäfen Bund, Ländern und Kommunen gehören.

Ja, den Flughafen Kassel-Calden in Hessen. Der Flughafen ist seit vergangenem April in Betrieb. 271 Millionen Euro kostete alleine der Bau. Doch aktuelle Flugangebote gibt es nicht, der Winterflugplan der Linien- und Ferienflieger ist faktisch leer. Erst ab Mitte April läuft das Geschäft von gerade einmal drei Fluggesellschaften langsam an. Dennoch muss für den Betrieb alles bereitstehen — bis hin zur Flughafenfeuerwehr.

Nein, sagt EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia: „Wir stellen das erfolgreiche Geschäftsmodell von Billigfliegern nicht in Frage.“ Die Airlines machten es Millionen Europäern möglich, günstig zu verreisen. Aber die EU-Kommission hält eisern an dem Prinzip fest, dass der Staat sein Geld nachhaltig und fair einsetzen soll.

Das ist zu erwarten, wenn die Subventionen für den Betrieb in zehn Jahren tatsächlich wegfallen. Luftverkehrsexpertin Yvonne Ziegler von der Fachhochschule Frankfurt hält es für möglich, dass jeder zweite Regionalflughafen verschwindet. Als längst fällige Marktbereinigung zugunsten des Steuerzahlers sieht dies der Luftfahrtexperte der Commerzbank, Frank Skodzik: „Gerade in Deutschland gibt es viel zu viele Regionalflughäfen.“ Das Sterben hätte auch Folgen für die Airlines. „Ryanair wird sein Geschäftsmodell deutlich stärker anpassen müssen, weil es zu einem guten Stück darauf ausgelegt ist, Flugverkehr auf Kosten des Flughafens zu generieren“, sagt Skodzik.

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