Romney hat in Umfragen die Nase vorn - Kritik an Obamas Außenpolitik

Washington (dpa) - Einen Monat vor der US-Präsidentenwahl ist das Rennen wieder völlig offen. Der republikanische Bewerber Mitt Romney zog gleich in zwei nationalen Wählerbefragungen am bislang führenden Amtsinhaber Barack Obama vorbei.

Eine am Dienstag veröffentlichte Gallup-Umfrage zeigt Romney mit 49 zu 47 Prozent vor dem Präsidenten. Auch eine Erhebung des Pew Research Center hatte einen Vorsprung für den Republikaner ergeben. In der Vorwoche hatte Obama beim ersten TV-Rededuell der beiden Kandidaten nach Ansicht vieler Kommentatoren überraschend unmotiviert gewirkt und Romney das Feld überlassen. Romney nutzt die Wählerstimmung für eine massive Kampagne im möglicherweise wahlentscheidenden Staat Ohio: In dieser Woche macht er hier gleich an vier Tagen Wahlkampf. Auch Obama hielt sich am Dienstag in dem „Swing State“ auf. In einem neuen TV-Werbespot mit „Big Bird“ aus der „Sesamstraße“ macht sich das Obama-Lager zugleich über Romneys Sparprogramm lustig.

In der Gallup-Befragung legte Romney um zwei Prozentpunkte zu. Das Institut hatte zwischen dem 2. und 8. Oktober Bürger befragt, die voraussichtlich ihre Stimme abgeben werden. In der am Montag veröffentlichten Pew-Umfrage kam der Ex-Gouverneur von Massachusetts ebenfalls auf 49 Prozent. Für Obama würden nur 45 Prozent der Befragten stimmen. Auch andere Umfragen deuteten auf wachsenden Zuspruch für Romney hin.

Allerdings sind die Werte derart knapp, dass die Abstände zwischen den beiden Kandidaten im Bereich des statistischen Irrtums liegen. Alles deutet darauf hin, dass es am 6. November ein extrem spannendes Rennen geben wird.

So wertete auch die „Washington Post“ die Pew-Umfrage zwar als gewaltigen Motivationsschub für das Romney-Lager. Die Hauptstadt-Zeitung warnte aber zugleich: Vor acht Jahren lag der demokratische Bewerber John Kerry nach der Fernsehdebatte in Umfragen klar vorn. Am Ende machte aber der Amtsinhaber George W. Bush das Rennen. Zudem haben zwei Drittel (62 Prozent) der Wahlberechtigten laut Umfragen Zweifel, ob Romney seine Versprechen auch tatsächlich halten kann.

Obamas größtes Manko wiederum ist der Zustand der Wirtschaft. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gehen davon aus, dass der Demokrat kein Rezept für den Aufschwung hat.

Der Herausforderer Romney nimmt zunehmend die als zu zögerlich kritisierte Außenpolitik Obamas ins Visier. In einer außenpolitischen Grundsatzrede forderte Romney mehr Druck auf den Iran und bekräftigte den globalen Führungsanspruch der USA. „Das 21. Jahrhundert kann und muss ein amerikanisches Jahrhundert sein“, sagte Romney. Der in der Außenpolitik bislang wenig erfahrene Republikaner sprach sich energisch gegen Einsparungen im US-Militärhaushalt aus. Präsident Obama habe in der Außenpolitik versagt. Die als liberal geltende „Washington Post“ bescheinigte dem Herausforderer, seine Kritik an Obamas Reaktion auf den Arabischen Frühling sei „stimmig und kraftvoll“.

Romney warb auch für eine stärkere Bewaffnung syrischer Rebellen. Die USA müssten gemeinsam mit ihren Partnern sicherstellen, dass die demokratische Opposition notwendige Waffen erhalte, um gegen die militärische Übermacht von Machthaber Baschar al-Assad vorzugehen, sagte der Republikaner vor dem Virginia Military Institute in Lexington. Allerdings forderte Romney nicht, dass die USA selbst Waffen liefern sollten.

Derweil wächst die Spannung vor der für diesen Donnerstag (Ortszeit) geplanten einzigen Debatte der Bewerber für das Amt des Vize-Präsidenten, Joe Biden (Demokraten) und Paul Ryan (Republikaner). Während Fernseh-Duellen der Vize-Kandidaten sonst eher geringe Bedeutung beigemessen wird, gilt der Schlagabtausch zwischen Ryan und Biden nach Obamas schlechtem Abschneiden als möglicher Trendbrecher oder Trendverstärker für Romney. Das zweite von insgesamt drei Rededuellen der beiden Präsidentschaftskandidaten ist für den kommenden Dienstag (16.10.) geplant.

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