Sanktionen sind das größte Pleiterisiko für Unternehmen

Der Konflikt zwischen Russland und dem Westen führt 2015 zu mehr Insolvenzen. Erster Anstieg seit fünf Jahren.

In den ersten neun Monaten des Jahres ging der Schadensaufwand um fast 34 Prozent auf rund 423 Millionen Euro zurück.

In den ersten neun Monaten des Jahres ging der Schadensaufwand um fast 34 Prozent auf rund 423 Millionen Euro zurück.

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Berlin. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht für 2015 zum ersten Mal seit fünf Jahren von einem Anstieg der Insolvenzen um zwei Prozent aus. Betroffen wären demnach 26.000 deutsche Unternehmen.

Das größte politische Risiko für die Unternehmen seien die Sanktionen gegen Russland, so Ralf Meurer, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung des GDV, gestern vor Journalisten in Köln.

Laut der Prognose der Versicherer werde Russland von den Sanktionen allerdings weit härter getroffen als der Westen. Meurer: „Russland hat seine Wirtschaft in den vergangenen Jahren nicht modernisiert.“ Für Russland rechnet der GDV 2015 mit einer Zunahme der Firmenpleiten um zehn Prozent: „Das wäre weltweit Platz zwei nach Kolumbien mit 13 Prozent“, so Meurer.

Entsprechend rechnen die Versicherer 2015 mit deutlich mehr Zahlungsausfällen bei Unternehmen, die Geschäfte mit russischen Partnern tätigen.

Im laufenden Jahr 2014 haben die Sanktionen zumindest nach den Zahlen der Versicherer in Deutschland noch keine Pleitewelle ausgelöst. Im Gegenteil sei die Zahl der Insolvenzen um 6 Prozent auf 24.500 zurückgegangen. „Von der Zahlungsunfähigkeit waren vor allem kleine und mittlere Unternehmen betroffen, darunter so namhafte wie das Modehaus Strenesse, der Weltbild-Verlag oder die Mitteldeutschen Fahrradwerke MIFA“, so der GDV.

Die Sanktionen des Westens gegen Russland beträfen dagegen vor allem den Handel, den Maschinenbau, den Automobil-Absatz und den Agrar-Sektor. „Und zum Teil kommt es ja ohne Vorwarnung über Nacht. Da muss dann ein Frachter mit Rinderhälften umkehren, weil er die Fracht in Russland nicht mehr löschen darf“, sagte Meurer.

Allerdings drücke 2015 nicht nur der Konflikt zwischen Russland und dem Westen auf die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen. Aufgrund der russischen Rezession sowie einer sich verlangsamenden Konjunktur in China werde der Export ebenso leiden wie aufgrund des sich schwächer entwickelnden Euroraums. Insgesamt seien wirtschaftlich-politische Entwicklungen, das Insolvenzrecht und Wirtschaftskriminalität die drei großen Risiken für Kreditausfälle im kommenden Jahr.

Über 2014 können die allerdings nicht meckern: In den ersten neun Monaten des Jahres ging der Schadensaufwand um fast 34 Prozent auf rund 423 Millionen Euro zurück, allerdings kamen für Altfälle aus den Vorjahren (Praktiker, Max Bahr etc.) noch einmal 269 Millionen Euro (plus 45,7 Prozent) zusätzlich hinzu.

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