Sitznachbar unerwünscht: Die Tricks in Bus und Bahn

Fahrgäste türmen häufig Jacken und Taschen, um zwei Plätze zu belegen. Eine Forscherin erklärt, was dahinter steckt.

New Haven/Düsseldorf. Die Suche nach einem freien Platz in Bus und Bahn ist Pendleralltag — und nicht selten ein Spiel mit deutlich wahrnehmbaren Signalen. Zumindest steht dies in einer neuen Studie der Universität Yale.

Demnach suchen Fahrgäste möglichst viel Privatsphäre, bevorzugen einen freien „Vierer“ oder „Zweier“. Erst, wenn nur noch Einzelplätze frei sind, ändert sich das Ziel. Es geht darum: Wer sitzt neben wem, erklärt Soziologin Esther Kim im Fachblatt „Symbolic Interaction“.

Die Forscherin beobachtete das Verhalten von Fahrgästen in amerikanischen Überlandbussen — und kommt zu einem Ergebnis, das auch Pendler in Deutschland täglich zu spüren bekommen: die Tricks der bereits Sitzenden.

Blickkontakt wird vermieden, neu Zugestiegene werden grimmig angeschaut. Beine lassen sich bequem über dem Nachbarsitz ausstrecken — wenn dort nicht längst Jacke, Rucksack oder Tasche liegen. Zur Not wird geschlafen, über Kopfhörer Musik gehört, oder ein leerer Blick aus dem Fenster zügelt das Verlangen anderer, Platz zu nehmen.

Ist das nicht unsozial? Nein, sagt Kim. Es gehe darum, eine „unangenehme“ oder „verrückte Person“ zu meiden, schreibt das Wissenschaftsmagazin „Science Daily“. Der Sitzende habe lediglich die Absicht, ungestört und vor allem unbeschadet ans Ziel zu kommen.

Gewalt ist nicht nur in amerikanischen Überlandbussen ein Thema, sondern auch im deutschen öffentlichen Nahverkehr. Das Geschlecht, die Hautfarbe oder soziale Stellung spielen laut Kim dabei keine Rolle.

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