Seehofer attackiert die CDU

Die CSU hat die Demontage von Karl-Theodor zu Guttenberg nicht verwunden und bläst zum Angriff auf dessen Kritiker.

Berlin. Erst Schockstarre, dann Nachtreten: Die CSU ist sauer auf die große Schwester CDU — denn prominente CDU-Politiker hatten Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vor dessen Rücktritt wegen der Plagiatsaffäre angegriffen: Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bildungsministerin Annette Schavan.

Nun bläst CSU-Chef Horst Seehofer laut zum Gegenangriff. In den Rücken gefallen seien die CDU-Leute Guttenberg. Er fordert Solidarität. „Das, glaube ich, sollte unbestritten sein in einer politischen Familie.“ Auch andere CSU-Politiker stimmten mit ein: Die gesamte CSU sei stinksauer, hieß es am Donnerstag.

Lammert soll angesichts der Affäre um Guttenberg von einem „Sargnagel für das Vertrauen in unsere Demokratie“ gesprochen haben, Schavan schämte sich nach eigenen Worten „nicht nur heimlich“ für den CSU-Mann. „Darüber wird noch zu reden sein — ich habe mir das auf Wiedervorlage gelegt“, wettert Seehofer nun. Er macht den Zwist zur Chefsache und fordert ein Krisengespräch mit der CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel.

Der neue Streit der beiden Unions-Schwestern kommt ausgerechnet zum Start des erneuerten Kabinetts nach Guttenbergs Rücktritt und gut drei Wochen vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg. Dort muss Schwarz-Gelb um seinen Vorsprung vor Rot-Grün zittern.

Der Vorwurf, dass die CDU der kleinen Schwesterpartei in den Rücken falle, soll auch ein Signal nach innen sein. „Weil es ja um einen wichtigen Minister der CSU ging, muss ich auch öffentlich Position beziehen, dass wir um Solidarität bitten — jetzt in der Gegenwart, aber auch in den nächsten Wochen und Monaten“, sagt Seehofer.

Die Strategie scheint klar: Nach außen hin geht es Seehofer darum, dass Merkel für Ruhe sorgen soll. Delikat mag an der Äußerung von Schavan gewesen sein, dass sie eine enge Vertraute der Kanzlerin ist. Seehofer glaubt aber — zumindest öffentlich — nicht daran, dass Merkel vorher von dem Zitat gewusst hat.

An die eigenen Leute gerichtet, will Seehofer den Weg bereiten für ein mögliches Guttenberg-Comeback — irgendwann, wenn er selbst als Parteichef abtritt. Deshalb sagte Seehofer am Donnerstag: „Karl-Theodor zu Guttenberg gehört zu den genialsten Köpfen, die wir jemals hatten und haben.“

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