Barack Obama gilt als Favorit der Amerika-Deutschen

Insgesamt 158 700 US-Bürger können in Deutschland bei der Präsidentschaftswahl abstimmen.

Köln. „In diesen Tagen werde ich immer nur gefragt, wer die Wahl gewinnen wird“, sagte Philip Murphy schmunzelnd beim Wirtschaftsdialog im Amerika-Haus-NRW in Köln. Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland wollte dann aber keine Wahlvorhersage machen.

Murphy forderte stattdessen seit Monaten die US-Amerikaner in Deutschland auf, wählen zu gehen. Rund 158 700 US-Bürger, die in Deutschland leben, können bei der Wahl ihres Präsidenten ihre Stimme abgeben.

Die Mehrzahl hat das schon erledigt, denn üblich ist die Briefwahl. In der amerikanischen Botschaft gibt es am Dienstag nämlich kein Wahlbüro. Gezählt wird die Stimme der Auslands-Amerikaner in dem US-Staat, in dem sie gemeldet sind.

Albert Jennings hat schon gewählt. Er ist einer der 14 000 US-Amerikaner in Nordrhein-Westfalen. Der Texaner lebt seit 25 Jahren in Köln. „Ich bin für Obama“, sagte er am Rande des Wirtschaftsdialogs. „Es ist aber beschämend, wie wenig in seiner Amtszeit passiert ist, weil die Republikaner im Parlament zu viel blockiert haben.“

Ein weiterer Besucher im Amerika-Haus hofft ebenfalls auf Amtsinhaber Barack Obama, glaubt aber, dass beide Kandidaten gewinnen könnten. „Romney sagt doch nur, dass er alles besser macht, aber er wird nie konkret.“

In den nicht repräsentativen Umfragen des Amerika-Hauses, die regelmäßig bei Veranstaltungen und im Internet erhoben werden, ist der Demokrat Obama klarer Favorit. 77 bis 89 Prozent der Befragten würden ihn wählen. Ein Traumergebnis, das in der Realität wohl nicht zu erreichen ist.

„Es ist schwer zu sagen, wie die Stimmung unter den Amerikanern in Deutschland ist“, sagte Juliane Kronen, Vorstandsmitglied im Amerika-Haus. „Die wissen, dass Obama hier so beliebt ist, deshalb traut sich wohl auch kaum einer zu sagen, wenn er für Romney ist.“

Nancy Green, Vorsitzende der Berliner Democrats Abroad (Demokraten im Ausland), glaubt, dass die Amerikaner in Deutschland durchaus enthusiastisch sind, „aber 2008 war das nochmal anders: Obama war neu, man hatte die Präsidentschaft George W. Bushs hinter sich — nun ist Obama schon Präsident.“ Green hat in den vergangenen Monaten dennoch viele US-Amerikaner mobilisiert, wählen zu gehen.

„Viele Leute wissen gar nicht, dass oder wie sie wählen können“, sagte sie. „Wir helfen allen, ganz gleich wen sie wählen“, fügt sie lachend hinzu. Sie ist insgesamt zufrieden, man habe viele Amerikaner für die Wahl registriert.

Natürlich wünscht sich die Demokratin nun eine zweite Amtszeit Obamas, den sie auch als Favoriten der deutschen Amerikaner sieht, und idealerweise eine Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus. „Aber die Wahl wird sehr knapp. Nichts ist klar.“

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