Testphase: Computer sollen Stasi-Akten rekonstruieren

Ein gigantisches Puzzle: Millionen Schnipsel von Dokumenten werden per Digitaltechnik zusammengesetzt.

Berlin. Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall soll 2013 die Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen per Computer beginnen. „Wir hoffen, dass die Entwicklung der Technik abgeschlossen wird und die Testphase beginnt“, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn. An der weltweit einmaligen Technologie arbeitet das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik seit 2007.

Nach dem Mauerfall hatte die Stasi massenhaft Unterlagen vernichten wollen — Offiziere zerrissen zum Schluss Akten per Hand, weil die Reißwölfe heiß liefen. Bürgerrechtler retteten aber zahlreiche Dokumente: 15 000 Säcke mit Millionen Schnipseln lagern in Depots. Bislang wurden per Hand anderthalb Millionen Blätter wiederhergestellt.

Laut Fraunhofer Institut bräuchten 30 Personen für das Zusammenfügen aller Schnipsel 800 Jahre. Mit speziellen Scannern und einer E-Puzzler-Software sollen künftig per Computer Risskanten, Schrift und Papier zugeordnet und die Fetzen zusammengefügt werden. Mehr als acht Millionen Euro flossen bereits in das Projekt.

In der Testphase soll innerhalb von zwei Jahren der Inhalt von 400 Säcken entschlüsselt werden. Laut Dagmar Hovestädt, Sprecherin der Stasi-Unterlagen-Behörde, werden Rechner mit einer Gesamtrechenkapazität von 100 Terabyte verwendet — ein Terabyte entspricht 1000 Gigabyte. Falls die Computer nicht schneller werden, dauert es dann immer noch rund 75 Jahre, bis alle Dokumente wieder lesbar sind.

„Mit diesen Akten kann es einen Schub geben bei der Aufklärung über das Wirken der DDR-Geheimpolizei“, sagte Jahn. dpa/sl

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