Tummelplatz für Verbrecher

20 000 Kriminelle operieren in Deutschland — gut organisiert in „Brigaden“. Die Bosse dieser Banden sitzen häufig im Ausland.

Tummelplatz für Verbrecher
Foto: dpa

Berlin. Die Worte von BKA-Chef Jörg Ziercke klangen am Mittwoch dramatisch: „Die organisierte Kriminalität ist an der Haustür angekommen.“ Übertrieben ist das nicht. In Deutschland gab es voriges Jahr rund 150 000 Wohnungseinbrüche. Immer mehr davon gehen auf das Konto von russischen oder georgischen Banden. Die Bosse sitzen im Ausland, sie haben die Republik offenkundig in 22 Regionen aufgeteilt, 20 000 Kriminelle operieren laut Ziercke planmäßig in „Brigaden“. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur organisierten Kriminalität:

Allein schon aufgrund der Zahlen bei den Einbrüchen liegt diese Annahme nahe. Im letzten Jahr gab es zudem 580 Ermittlungsverfahren, 2012 waren es 568. Die Zahl der Tatverdächtigen wuchs um 15 Prozent auf 9155. Insgesamt summierte sich der Schaden durch die organisierte Kriminalität auf 714 Millionen Euro. Allerdings: Die Dunkelziffer ist immens.

„Wir reden über Massendelikte“, meint Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Den größten Anteil an den „OK-Taten“ hat der Rauschgifthandel mit 35,2 Prozent, gefolgt von Eigentumsdelikten (16 Prozent) und der Wirtschaftskriminalität (13,1). Fakt ist aber auch: Es gibt keinen Bereich, in dem die Kriminellen nicht tätig sind. Kfz-Klau, Telefonbetrug deutscher Rentner durch ein Call-Center im Ausland, Geldwäsche, Menschenhandel, Prostitution, Internetbetrug — selbst bei Investitionen in erneuerbare Energien kamen Ermittler einer Bande auf die Spur.

Polnische und litauische Gruppen stahlen laut Fahnder vor allem Autos, um sie in ihre Heimatländer zu verfrachten. Albanische und libanesische Banden setzten wie niederländische Gruppierungen auf Rauschgifthandel, Kriminelle aus der ehemaligen Sowjetunion fielen als Einbrecher auf. Allein 5000 Russen sitzen derzeit in deutschen Gefängnissen. Außerdem waren Banden aus Balkanländern hierzulande aktiv, genauso wie die italienische Mafia. Ihr werden rund 500 Angehörige zugerechnet, die auf Kokainhandel und Geldwäsche spezialisiert sind.

Sie stellen unter den mutmaßlichen Angehörigen von Verbrecherbanden auch 2013 die größte Gruppe (siehe Kasten). BKA-Präsident Ziercke wies vor allem auf die Rockerbanden hin, die in Deutschland mehrere Tausend Mitglieder und Unterstützer hätten. Sie sind deutlich angewachsen, da einige Gangs ihre Aufnahmerituale gelockert hätten. Erpressung, Mordaufträge, Rotlicht- und Drogengeschäfte werden ihnen zugeschrieben.

Durch eine „Null-Toleranz-Strategie“, so Ziercke. Allerdings müsse die Zusammenarbeit mit Ländern wie Serbien oder Albanien optimiert werden. Außerdem sei es notwendig, besser an die Gewinne der Banden heranzukommen. Deshalb werde man, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, zügig neue Maßnahmen gegen Geldwäsche und zur Vermögensabschöpfung angehen.

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