Vertriebenen-Präsidentin Steinbach kämpft um ihr politisches Überleben

Die 69-Jährige will für die Frankfurter CDU zum siebten Mal für den Bundestag kandidieren. Zwei Männer treten am Samstag gegen sie an.

Frankfurt. Erika Steinbach ist für viele eine Reizfigur — vor allem in Polen. In der Frankfurter CDU war die umstrittene Vertriebenen-Präsidentin jedoch als Bundestagsabgeordnete viele Jahre unangefochten. Jetzt wollen zwei Männer die siebte Kandidatur der inzwischen 69-Jährigen für ein Direktmandat verhindern. Bei einem Parteitag geht es heute um ihr politisches Überleben. Auch einer der vorderen Listenplätze verhilft ihr wegen der Überhangmandate nicht unbedingt zum Einzug in den Bundestag.

Der Frankfurter CDU-Chef Uwe Becker rechnet mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen. „Alle drei haben eine Chance“, betonte Becker. „Es ist keine Richtungsentscheidung, sondern eine Personenwahl.“ Und die Person Steinbach polarisiert und provoziert.

Als sie Polens Deutschland-Beauftragten Wladyslaw Bartoszewski 2010 unterstellte, er habe einen schlechten Charakter, löste Steinbach Empörung in Deutschland und Polen aus. Bei den östlichen Nachbarn war Steinbach schon lange ein rotes Tuch. Im Bundestag stimmte sie vor 20 Jahren gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Grenze zu Polen.

Ihre Forderungen nach einem Ausgleich für das Unrecht der Vertreibung stießen in Polen und Tschechien auf massive Kritik. 2004 zeigte sie sich kompromissbereit und war zum Verzicht auf materielle Entschädigung deutscher Heimatvertriebener bereit. Steinbachs Vorzeigeprojekt ist die Vertriebenen-Gedenkstätte. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verhinderte, dass sie Mitglied im Stiftungsrat der Gedenkstätte wurde. Im Gegenzug erreichte sie mehr Einfluss für die Vertriebenen.

Trotz Steinbachs Prominenz und Erfahrung sieht in der Frankfurter CDU aber so mancher die Zeit für einen modernen Großstadtpolitiker wie Thomas Dürbeck gekommen. Der Anwalt und Kulturpolitiker gilt als weltoffen und energiegeladen. Mit seinen 55 Jahren liegt er um drei bis vier Jahre unter dem Altersdurchschnitt der Frankfurter CDU.

Der zweite Herausforderer Steinbachs, Betriebswirt Ulf Homeyer (30), wird vor allem von der Jungen Union gestützt, deren Chef er ist. Der Stadtverordnete, der in einer Agentur für Finanzkommunikation arbeitet, in New York zur Welt kam und einige Jahre in Saudi-Arabien zur Schule ging, verkörpert für viele den typischen Frankfurter aus der Finanzbranche.

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