Viele Stolpersteine auf dem Weg zu einem Klimaschutz-Vertrag

In Katar werden bei den Verhandlungen vor allem Konflikte zwischen Industrie- und großen Schwellenländern erwartet.

Doha. „Ich bin dabei“, rufen Menschen von der Leinwand in den Verhandlungssaal. Zur Eröffnung der Klimakonferenz in Doha bekommen Hunderte Vertreter von Staaten und Organisationen einen kurzen Imagefilm über Katar und seine Einwohner zu sehen. Sie wollen dabei sein — dabei im Kampf gegen den Klimawandel.

Doch was tut Katar dafür, und was tun die anderen Staaten? In der Golfmonarchie wird in den kommenden zwei Wochen über eine bessere Welt verhandelt. Eine, in der der Klimawandel eingedämmt und seine Folgen bekämpft werden sollen — wie Dürre, Fluten, Hungerkatastrophen oder Flüchtlingswellen.

Schon das Konferenzzentrum präsentiert sich als Oase der Klimafreundlichkeit. Als energieeffizient und wassersparend beschreiben es die Betreiber. 3500 Quadratmeter Solarkollektoren kämen für gut zwölf Prozent des Energieverbrauchs auf. Katar will sich ins rechte Licht setzen. Doch blickt man durch die modernen Glasfassaden nach draußen, hat das Bild viel Schatten.

Auf den Straßen Dohas fahren zahllose Geländewagen mit hohem Benzinverbrauch, die Skyline ist zersetzt von Kränen und Baustellen, die vom Wachstumsstreben des Emirats zeugen. Schon heute hat Katar den weltweit höchsten Pro-Kopf-Ausstoß von klimaschädlichem CO2.

Inhaltlich gibt es viele Stolpersteine bei der Konferenz. Die Industrieländer haben historisch gesehen die höchsten Emissionen seit Beginn der Industrialisierung. Auch wenn heute ein Schwellenland wie China Klimasünder Nummer eins ist.

Die Entwicklungs- und Schwellenländer fordern daher von den reichen Industriestaaten noch größere Anstrengungen bei der Senkung klimaschädlicher Treibhausgasemissionen, bevor sie sich zu eigenen verpflichten. Umweltschützer sehen schwarz für den Klimaschutz, wenn in Doha keine mutigen politischen Entscheidungen getroffen werden.

Doch die Verhandlungen haben erst begonnen. Mit der Absicht, das Kyoto-Protokoll — den ersten internationalen Vertrag mit konkreten Klimaschutzzielen — zu verlängern, sind 194 Staaten in Doha angetreten.

Außerdem wollen sie in den zwei Wochen einen Fahrplan für einen ersten globalen Klimaschutz-Vertrag erarbeiten, bei dem sich von 2020 an auch Länder wie die USA und China Klimaschutzziele setzen sollen. Die Frage der gerechten Verteilung der Klimaschutzbemühungen zwischen Industrie-, Schwellen und Entwicklungsländern spielt eine zentrale Rolle.

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