Deutschland-Stipendium: So wächst die Studikasse

Würzburg (dpa/tmn) - 300 Euro im Monat für mindestens ein Jahr: Studenten, die eines der Deutschland-Stipendien bekommen, können sich über zusätzliche Euros im Portemonnaie freuen. Chancen haben nicht nur Hochschüler mit guten Noten.

Auch Engagement zahlt sich aus.

Das Problem vieler Studenten: Am Ende des Geldes ist meist noch zu viel Monat übrig. Da sind die Miete für die Wohnung, die Handy- und Internetrechnung, die Bücher fürs Studium und schließlich die Lebensmittel: Je nach Wohnort ist das Konto trotz eines Nebenjobs schnell wieder leer. Viel Spielraum für ehrenamtliches Engagement bleibt da nicht. Wer sich als Student trotzdem in den Dienst der Gemeinschaft stellt, kann auf finanzielle Unterstützung hoffen - durch die neuen Deutschland-Stipendien.

Das Anforderungsprofil für potentielle Stipendiaten beschreibt die Informations-Website deutschland-stipendium.de so: Gesucht würden Studenten mit guten Noten, sozialem Engagement oder solche, die für ein Studium besondere biografische Hürden überwinden müssen, die sich aus ihrer Herkunft ergeben. Im Klartext: Wer ein gutes Abitur hat oder an der Uni gut abschneidet, wer sich in einem Verein oder der Kirche engagiert oder etwa seine kranke Mutter pflegt und trotzdem studiert - der sollte sich um die Förderung von 300 Euro im Monat bewerben.

„Wenn man bei sich irgendwie die Chance sieht, dass es einigermaßen passen könnte, dann sollte man es auf jeden Fall mal probieren. Viel verlieren kann man nicht“, findet Milena Stubenhofer aus Würzburg. Die 21-jährige Psychologie-Studentin studiert im dritten Semester und ist seit Oktober im Stipendien-Programm. Seit fünf Jahren kümmert sie sich um die Söhne einer alleinerziehenden Mutter. Dazu engagiert sie sich bei einem Projekt für Familien, bei denen ein Elternteil an Krebs gestorben ist. „Durch das Geld aus dem Stipendium kann ich meinen Hiwi-Job an der Fakultät um einige Stunden reduzieren und habe jetzt mehr Zeit für die Uni und mein soziales Engagement“, sagt Stubenhofer.

Die Studentin kostete es nur einige Nachmittage, bis sie sich beworben hatte und Lebenslauf, Motivationsschreiben, Abi-Zeugnis und ein Bewerbungsformular fertig waren. Je nach Hochschule ist der Bewerbungsprozess für das Deutschland-Stipendium jedoch immer etwas anders. Um keine Frist zu verpassen, beschäftigen sich Anwärter am besten zwei bis drei Monate vor dem neuen Semester mit den Formalien. Die notwendigen Infos liefern meistens die Uni-Webseiten.

Es ist auch Sache der Hochschulen, zu entscheiden, in welchem Verhältnis sie das Geld auf die einzelnen Fakultäten verteilen. Denn sie sind es, die sich darum kümmern, dass die Hälfte der Mittel bei privaten Sponsoren eingeworben wird. Von den 300 Euro kommen insgesamt 150 Euro vom Bund. Den Rest finanzieren Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen.

An der Ruhr-Universität Bochum haben vor allem Professoren Werbung für das Stipendium gemacht. „Sich zu bewerben, war per Online-Fragebogen relativ bequem möglich“, sagt Jura-Student Alexander Adler. „Ich glaube nicht, dass ich länger als einen Nachmittag damit zu tun hatte.“ Nachdem er in die engere Auswahl gekommen war, gab es noch eine Fragerunde zusammen mit anderen Bewerbern.

Für 2011 hatte es sich die Bundesregierung nach Angaben des Bildungsministeriums zum Ziel gesetzt, etwa 10 000 junge Menschen über das Programm zu fördern. „Zum 1. September 2011 hatten die Hochschulen private Mittel zur Finanzierung von 4793 Stipendien eingeworben“, teilt eine Ministeriums-Sprecherin mit. Der größte Teil davon sei für das Wintersemester 2011/12. Für 2012 soll die Zahl der Stipendien auf 20 000 verdoppelt werden.

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